Der acht Jahre alte Björn ist auf dem Weg vom Schwimmbad nach Hause. Er überquert eine stark befahrene Straße. "Unser Sohn kam bis zur Straßenmitte, wartete dann ab, und in diesem Moment fing es an zu regnen", erzählt sein Vater Siegfried Steiger. Ein Autofahrer übersieht Björn und überfährt ihn. Sofort werden Polizei und Ambulanz alarmiert. Trotzdem dauert es 57 Minuten, bis der Krankenwagen eintrifft. Björn stirbt auf der Fahrt ins Krankenhaus. Zwei Monate später gründen Björns Eltern, das Architekten-Ehepaar Ute und Siegfried Steiger aus dem baden-württembergischen Winnenden, am 7. Juli 1969 die Björn-Steiger-Stiftung. Unter dem Motto "Helft Menschen retten" beginnt der Kampf für ein verbessertes Rettungswesen. Krankenwagen fahren zu der Zeit noch ohne Funk und ohne Beifahrer. Den Zustand der Patienten kontrolliert der Fahrer lediglich mit einem Blick in den Rückspiegel.Die Steiger-Stiftung verlangt, dass der Staat für das Rettungswesen zuständig wird. Außerdem schenkt die Stiftung 1971 jedem Bundesland einen voll ausgestatteten Rettungswagen. Im selben Jahr nimmt Siegfried Steiger den Kampf für die bundeseinheitliche Notruf-Nummer 110 auf. Er holt sich von der Bundespost einen Kostenvoranschlag, von jedem Landkreis in Nordwürttemberg 20.000 Mark und organisiert die Nummer für die ganze Region selbst. Dann verklagt er Bund und Länder auf Einführung der Nummer - zwar erfolglos, aber medienwirksam. "Sie wurde dann 1973 vom Bundeskanzler und den Ministerpräsidenten beschlossen", sagt Steiger. Er überzeugt auch den Bundesverkehrsminister, nicht wie geplant 14.000 Autobahn-Telefone abzubauen, sondern weiter zu betreiben. Die Steiger-Stiftung stationiert auf eigene Kosten 7.000 weitere Notruf-Telefone.
1973 baut Steiger die Deutsche Rettungs-Flugwacht auf, die mit Hubschraubern im Einsatz ist. Er lässt Schnellbergungswagen bauen, mit deren Werkzeugen eingeklemmte Unfallopfer befreit werden können. Der erste Organtransportwagen stammt von der Steiger-Stiftung, die auch den Baby-Notarztwagen entwickelt. Mit seiner Kampagne "Kampf dem Herztod" versucht Steiger, kleine Elektroschock-Geräte zur Wiederbelebung zu verbreiten. Alles Aktivitäten, die ihm helfen, mit der Trauer um seinen Sohn fertig zu werden: "Es dauert zwar eine lange Zeit, bis man das überwinden kann, aber es wird besser. Es ist sehr, sehr schwer."Stand: 07.07.04