Um sechs Uhr morgens läuft die erste Meldung über die Fernschreiber: "Mit dem 1. September 1949 nimmt die am 16. August gegründete Deutsche Presse-Agentur ihren Dienst auf. Die Nachrichten für Presse und Funk werden zum ersten Mal mit der Abkürzung DPA gekennzeichnet." Für viele ist es die Stunde Null des deutschen Journalismus in der Nachkriegszeit. Erstmals nach dem Aus für die Hetzblätter des Dritten Reichs werden Nachrichten wieder von Deutschen in eigener Regie verfasst. Bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg sind zwar in der britischen, amerikanischen und französischen Zone drei Nachrichtendienste gegründet worden. Diese stehen aber noch unter Kontrolle der Alliierten. Erst nach der Währungsreform fusionieren die drei Agenturen und werden zur DPA.Angetrieben von der Idee, in der jungen Demokratie die Pressefreiheit zu verankern, will die neue Agentur alles vermeiden, was an den Propagandadienst der Nazis, das "Deutsche Nachrichten Büro" (DNB), erinnert. Es werden Wörter vermieden, die durch den nationalsozialistischen Sprachgebrauch diskreditiert sind wie "Einsatz", "erfassen", "betreuen" oder "Führer". Die Rechtsform der neuen Agentur soll die staatliche Einflussnahme verhindern: Bei der neu gegründeten Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) dürfen nur Medien Gesellschafter werden. Bis heute verbietet das Prinzip der Selbstkontrolle den Gesellschaftern, mehr als 1,5 Prozent der Anteile zu erwerben. "Das Unternehmen erfüllt seine Aufgabe unparteiisch und unabhängig", verfügt das DPA-Statut.
Internationale Anerkennung erwirbt sich die DPA, als sie am 22. November 1963 als erste Agentur weltweit den Tod von John F. Kennedy meldet. Weniger ehrenvoll ist allerdings die DPA-Meldung in der Nacht des 13. April 1964. Angeblich soll Nikita Chruschtschow "im Alter von 69 Jahren an Leberzirrhose" gestorben sein. Doch die Nachricht ist eine Fehlinformation. Der sowjetische Staatschef schlummert friedlich in seinem Bett. Die Panne ist zwar peinlich, hat aber keine negativen Auswirkungen auf den weiteren Erfolg: Die DPA ist heute die größte Nachrichtenagentur Deutschlands und die viertgrößte der Welt. Während in den Anfangsjahren täglich rund 10.000 Wörter in die Redaktionen geschickt werden, sind es mittlerweile bis zu 200.000 - ein Nachrichtenberg, der einem zehn Zentimeter hohen DIN-A4-Blatt-Paket entspricht. Insgesamt 500 Korrespondenten aus 70 Ländern berichten für die DPA. Alle Drähte laufen am Hauptsitz in Hamburg zusammen.Stand: 01.09.04