Das Ende der "Seeadler" im August 1917 ist dramatisch. 16 gegnerische Schiffe hat das motorisierte deutsche Segelschiff, als norwegischer Frachter getarnt, in kürzester Zeit aufgebracht, jetzt dringt trotz "heldenhaften Kampfes der Mannschaft" Wasser ein. Wie durch ein Wunder können sich Matrosen und Offiziere auf eine Südseeinsel retten, bevor das Schiff versinkt. "Erbarmungslose Seegewalten" hätten sein Schiff auf den Grund des Meeres geschickt, wird Kommandant Felix Graf Luckner später dichten. In Wirklichkeit hatte ein völlig überforderter Wachoffizier die "Seeadler" auf ein Riff laufen lassen.Felix Graf Luckner wird 1888 in Dresden geboren. Berühmtheit erlangt er als Kapitänleutnant und Kommandant des Hilfskreuzers "Seeadler", mit dem er die englische Seeblockade gegen Deutschland während des Ersten Weltkriegs durchbricht. Seinen Gefangenen begegnet der "Pirat des Kaisers" als Gentleman - was der Legendenbildung dienlich ist. Acht Monate lang kreuzt Luckner durch Atlantik und Pazifik. Die Zeit reicht aus, um seinen lukrativen Mythos zu begründen. Denn nach dem Krieg schreibt Graf Luckner seine Erinnerungen auf. Das Buch "Der Seeteufel" (1920) verkauft sich rund 600.000-mal.1926 schicken Handel und Banken den Kommandant außer Dienst mit dem Schoner "Vaterland" erneut auf große Fahrt. Wie der Name des Schiffes verrät, soll der "Seeteufel" auf diesem schwimmenden Pavillon der deutschen Wirtschaft laut Werbebroschüre "in beherrschter Weise Propaganda für das Deutschtum in der ganzen Welt" machen. 1933 kehrt Graf Luckner zurück, um im nationalsozialistischen Deutschland für die neuen Machthaber die Werbetrommel zu rühren.
Aber die weiße Weste des Piraten bekommt Flecken. Gerüchte machen die Runde, dass Luckner einer Freimaurerloge angehöre und Inzest mit seiner Tochter aus erster Ehe betrieben habe. Adolf Hitler persönlich bestimmt 1939 die Einsetzung eines Sonderehrengerichts. Luckner wird per Gerichtsentscheid gezwungen, "bei keinerlei Anlässen öffentlich hervorzutreten und das völlig zurückgezogene Leben eines Privatmanns zu führen". Nach 1945 geht er als PR-Mann in eigener Sache wieder auf Tournee. Er stirbt am 13. April 1966 in Malmö.Stand: 13.04.06