29. Juli 1966. Morgen findet das Fußball-WM-Endspiel zwischen Deutschland und England in Wembley statt. Natürlich wollen Fans schon heute wissen, wie es ausgeht. Deshalb hat der WDR die berühmte Wahrsagerin Madame Buchela ins Studio geladen. "Der Deutsche schießt zwei Tore", sagt ihr der Blick in die Kugel auf den Lauf des Balls. "und der Engländer, seh ich immer wieder, dass er nicht gerade drei bekommt. Ich seh' bloß 2:2. Als wenn's unentschieden morgen ausgeht." Damit sieht Buchela falsch - und richtig zugleich. Denn das dritte Wembley-Tor der Engländer war bekanntlich keines. Und das 4:2 war danach ohnehin nicht mehr von Interesse.Madame Buchela wird im Oktober 1899 als Margarethe Meerstein auf einem Feld bei Honzrath geboren: als "Zigeunerin", bei schwerem Gewitter, unter einer Buche. Das bringt ihr den Beinamen "Buchela" ein. Mit acht Jahren sieht sie nach eigenen Angaben den Tod ihres Bruders voraus, der sich beim Spiel mit dem Revolver des Vaters erschießt. Später wird sie ins Waisenhaus gegeben. Beruflich tingelt die nur 1,50 Meter große Madame Buchela zunächst als Hellseherin und "Kartenschlägerin" durchs Land. 1961 erbt sie von zwei ehemaligen Kundinnen ein Haus in Remagen. Berühmt wird Madame Buchela als "Pythia vom Rhein" durch die regelmäßigen Besuche von Prominenten in ihrem "Hexenhaus". Erwählt, "allen anderen ein Guckloch in die Zukunft" zu sein, kommen Prominente und Showstars zu Besuch. Soraja, der späteren Frau des Schahs von Persien, sagt sie einen Mann mit Krone voraus. Auch Konrad Adenauer (CDU) ist unter ihren Kunden. Ihm rät sie, die Kriegsgefangenen aus Russland zu holen und prophezeit ihm, entgegen aller Prognosen, die Kanzlerschaft.
Politisch liegt Buchela nicht immer richtig. 1967 sagt sie voraus, dass Franz Josef Strauß (CSU) Bundeskanzler werden wird. Madame Buchela stirbt am 8. November 1986 im Bonner Malteser-Krankenhaus.
Stand: 08.11.06