Im September 1814 belagert die englische Flotte Baltimore im jungen US-Staat Maryland. Die Unabhängigkeit der ehemaligen britischen Kolonie steht auf dem Spiel. Der amerikanische Anwalt Francis Scott Key verhandelt auf einem der Schiffe über einen Gefangenenaustausch, als die Briten nachts das Feuer auf das Stadtfort "Mc Henry" eröffnen. Die Schlacht tobt bis zum Morgen. Dann sieht Key in der Dämmerung die amerikanische Flagge über dem Fort wehen. Der britische Angriff ist abgewehrt. Key schreibt über das Ereignis ein patriotisches Gedicht: "The Star Spangled Banner" - "die sternenübersäte Flagge".Bald werden die Verse in Amerika gesungen, ausgerechnet zu einer englischen Melodie. Von John Stafford Smith aus London stammt ein Trompetenmarsch, der einer englischen Freimaurerloge als Klublied dient. Als Freimaurerlied ist "To Anacreon in Heaven" auch in den USA bekannt. Keys neuer Text passt auf die Fanfaren-Töne. Das Lied wird zur beliebten patriotischen Begleitmusik bei offiziellen Anlässen. Zur Nationalhymne erklärt es allerdings erst Präsident Woodrow Wilson 1916 unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs.In einer erneuten Krise wird Wilsons Beschluss dann Gesetz: 1931 herrschen in Amerika wirtschaftliche Rezession und Arbeitslosigkeit. Am 3. März beschließt der Kongress ein Gesetz, dass "The Star Spangled Banner" zur Nationalhymne erklärt. Die verunsicherte Nation soll sich an ihrem Sternenbanner aufrichten, wie es in Keys Text heißt: "Our flag was still here" - "Unsere Fahne war noch da". Den Bürgern der USA wird zugleich die richtige Haltung beim Hören oder Singen der Hymne vorgeschrieben: Stramm stehen, Hand aufs Herz, Blick zur Flagge (soweit vorhanden).Am 13. September 2001, zwei Tage nach den Terror-Anschlägen von New York und Washington, erklingt das Lied, das einen Sieg über die Engländer feiert, in London. Erstmals spielt die Kapelle zur Wachablösung vor dem Buckingham-Palast nicht "God Save the Queen", sondern "The Star Spangled Banner".
Stand: 03.03.06