Stichtag

12. November1911: Telefonseelsorge-Gründer Chad Varah geboren

Schätzungsweise 300 bis 600 Jugendliche, Frauen und Männer unternehmen in Deutschland einen Selbstmordversuch - jeden Tag. Für Tausende andere wird eine Telefonnummer zum rettenden Strohhalm: die der Telefonseelsorge. Die Hilfesuchenden und die, die am anderen Ende zuhören, bleiben anonym, erscheinen nur als Stimmen. Die einen erzählen ihre Geschichte, die anderen stellen Fragen, versuchen zu verstehen und einen Weg in Richtung Leben zu weisen.Das Schicksal eines 13-jährigen Mädchens steht am Beginn der Telefonseelsorge. Im prüden England zu Beginn der 1950er Jahre bekommt es erstmals seine Periode. Das Mädchen ist schockiert und glaubt, unheilbar krank zu sein. Lieber will es sterben als lange zu leiden. Der Pfarrer, der es schließlich beerdigt und dem der unsinnige Freitod keine Ruhe mehr lässt, heißt Chad Varah. Heute, am 12. November 2006, feiert der anglikanische Geistliche seinen 95. Geburtstag. 

Mit Hilfe seines Kirchengemeinderats richtet Varah eine Notrufnummer für lebensmüde Menschen ein und publiziert sie per Annonce in den Zeitungen. Als die Leitung am 2. November 1952 steht, klingelt das Telefon ununterbrochen. Schnell wird dem Pfarrer klar, dass die Anrufer nicht die Hilfe eines Fachmanns, eines Arztes oder Priesters benötigen. Sie brauchen ein intimes Gespräch mit jemandem, der zuhören und mitfühlen kann. So schart Varah weitere hilfsbereite Gemeindemitglieder um sich, mit denen er 1954 die Organisation der "Samaritans" gründet. Bis heute betreiben die freiwilligen Samariter in England die Telefonseelsorge, die dort schlicht "helpline " heißt. In Deutschland gründen Geistliche 1956 die "Lebensmüdenbetreuung", die dann zur Telefonseelsorge wird. Seit 50 Jahren wird sie von der katholischen und evangelischen Kirche gemeinsam getragen und heute durch Jugend- und Kindertelefone ergänzt.

Stand: 12.11.06