11. April 1996, der Donnerstag nach Ostern. Auf dem Flughafen Düsseldorf herrscht Ferienbetrieb: Urlaubsrückkehrer, Abholer, Geschäftsreisende. Alles ist so wie immer - bis um 15.31 Uhr eine Explosion den Flughafen-Terminal in ein Flammeninferno verwandelt. Die Decke brennt, schwarzer Rauch breitet sich aus, es gibt keine Sicht mehr. Besonders betroffen ist die VIP-Lounge von Air France. Menschen suchen tastend den Ausgang. Einige schlagen sich die Finger blutig an Fenstern, die sich nicht öffnen lassen. Andere suchen Schutz in Schränken. Arthur Smith, ein britischer Fluggast, wird vom Feuer im Waschraum überrascht und überlebt nur knapp: "Da war plötzlich eine Mauer aus Qualm. Wir schlossen die Tür und dichteten sie von innen mit feuchten Toilettenpapier ab." Die Bilanz des Unglücks: 17 Tote, 88 Verletzte. Ein in Teilen zerstörter und mit Dioxinen verseuchter Flughafen. Sachschaden: Mindestens 350 Millionen Mark.Unmittelbare Ursache für die bisher größte Katastrophe der deutschen Flughafengeschichte sind Schweißarbeiten an einer Dehnungsfuge. Eine von der NRW-Landesregierung eingesetzte Expertenkommission stellt fest, dass weitere Faktoren die Lage verschlimmert haben: Es gab keine Rauchmeldeanlage. Es fehlten Fluchttüren. Die Werksfeuerwehr war unterbesetzt und völlig überfordert. Die Entrauchungsanlage versagte. Die Aufzüge blieben stehen. Bereits bei Bau des Flughafens war geschlampt worden: In den Zwischendecken wurden - entgegen allen Vorschriften - leicht brennbare Styroporplatten eingebaut. Ein Architekt hatte es unterlassen, in der VIP-Lounge der Air France eine rauchdichte Tür einzubauen, was später auch der zuständigen städtischen Bauaufsicht nicht aufgefallen war. Mitte Dezember 1999 beginnt vor dem Düsseldorfer Landgericht der Prozess gegen elf Angeklagte. Darunter sind Mitarbeiter und Manager der Schweißerfirma, Architekten sowie Verantwortliche von Flughafen und Berufsfeuerwehr. Die Vorwürfe: fahrlässige Brandstiftung mit Todesfolge und Gebäudegefährdung. Mitte Oktober 2001 wird das Strafverfahren eingestellt - wegen geringer Schuld. Die Angeklagten müssen - abhängig vom Einkommen - zwischen 6.000 und 40.000 Mark zahlen. Die Angehörigen der Opfer sind enttäuscht. Ihre Anwälte fordern erfolglos die Fortführung des Verfahrens. Von den Versicherungen erhalten die Hinterbliebenen Entschädigungen, in welcher Höhe ist unbekannt.
Auch zehn Jahre danach beschäftigt die Brandkatastrophe noch immer die Gerichte. Es geht um Schadenersatzforderungen von über 100 Millionen Euro. In dieser Höhe waren Fluggesellschaften, Mietwagenfirmen und Geschäftsleute von Versicherungen entschädigt worden. Die Versicherungen selbst haben aber vom Flughafen keinen Cent erhalten. Das Landgericht Düsseldorf muss noch in über 20 Zivilverfahren die genaue Schadenssumme ermitteln. Die zerstörten Teile des Flughafens sind seit Juli 2001 wieder aufgebaut, und der Airport verfügt mittlerweile über einen vorbildlichen Brandschutz. An die Katastrophe erinnert nur noch eine Gedenktafel im Andachtsraum. "Wir hätten uns damals zu einem früheren Zeitpunkt intensiver um die Angehörigen kümmern können, vielleicht auch müssen", sagt der damalige Flughafenchef Hans-Joachim Peters. "Aus meiner heutigen Sicht war nicht gut, was wir da gemacht haben."
Stand: 11.04.06