In dem kleinen Ort Bleckede bei Lüneburg leben nach dem Krieg über 1.000 Flüchtlinge aus Schlesien. Das Verhältnis zu den Einheimischen ist eher kühl. Aber als 1951 ein Filmteam in der Gegend dreht, stellen Alt- und Neu-Bleckeder gemeinsam als Statisten ein Volksfest dar. Und am 14. November reisen viele von ihnen nach Hannover, um sich bei der Uraufführung des Films im Palast-Theater selbst zu sehen. Der Streifen heißt "Grün ist die Heide". Entsprechend ist das Foyer des Palast-Theaters mit kleinen Heidebeeten geschmückt und die Belegschaft läuft in Fantasietrachten herum.Der Erfolg ist dem Film nicht nur bei den Bleckedern sicher. Denn die Hauptrollen spielen das Traumpaar des deutschen Nachkriegsfilms, Sonja Ziemann und Rudolf Prack - bekannt aus "Das Schwarzwaldmädel". Der 45-jährige Prack spielt den Heideförster, der die Wilderer jagt. Die 20 Jahre jüngere Ziemann, im lila Kleid mit weißen Punkten, verkörpert die Tochter des Wilderers. Der Heimatfilm ist das Remake eines Schmachtstreifens von 1932, aber Regisseur Hans Deppe versetzt ihn in die Nachkriegszeit: Wilderer und Tochter sind Flüchtlinge, die ihr Gut in Schlesien verloren haben. Es geht also um Heimat im doppelten Sinne, wobei die verlorene verklärt und die neue verkitscht wird.
"Ja, grün ist die Heide, die Heide ist grün, aber rot sind die Rosen, wenn sie da blühn", lautet der Liedtext zum Film. Die Menschen in den Trümmerstädten lassen sich in diese farbige Provinz versetzen, in der am Ende natürlich die Liebe siegt. Der Wilderer zeigt Reue, seine Tochter und der Förster werden ein Paar. "Es wird alles wieder gut", formuliert Prack die ganze Philosophie des Films, an dessen Ende die beiden von Geigenklängen begleitet unter dem Vollmond durch die Heide ziehen. Nur auf einen Kuss wartet das Publikum vergeblich.
Stand: 14.11.06