Im August 1883 schickt Samuel Witten, Bürgermeister einer Kleinstadt in Minnesota, einen verzweifelten Hilferuf an seinen Gouverneur. "Rochester liegt in Schutt und Asche", heißt es darin: "24 Tote, über 40 Verletzte, ein Drittel der Stadt ist verwüstet. Wir brauchen Hilfe, und zwar sofort". Aber nicht die Staatsmacht hilft nach dem verheerenden Tornado. Die Bürger selbst gründen eine Klinik. Noch in der Nacht der Katastrophe errichten sie eine Krankenstation, die bald zur festen Einrichtung wird. Maßgeblich unterstützt werden sie von William Mayo und seinen Söhnen Charles und William James, genannt Will: Drei Ärzte, die aus dem provisorischen Krankenhaus eine Klinik mit Weltruf machen. Vor allem Will ist daran maßgeblich beteiligt.William James Mayo wird am 29. Juni 1861 geboren. Noch minderjährig, fährt er mit seinem Vater übers Land, um diesem bei Notoperationen oder bei Geburten im Stall zu helfen. Fast wäre auch Will Landarzt geworden, aber der Tornado und die darauf folgende Klinik-Gründung machen den stattlichen, immer korrekt gekleideten Mann zu einem der gefragtesten Chirurgen der USA. Talentierte junge Fachärzte aller Richtungen lockt die Mayo -Klinik an: Sie sind von der revolutionären Arbeitsweise Will Mayos begeistert, der als erster seiner Zunft auf eine fächerübergreifende Behandlung setzt und so zum Begründer moderner medizinischer Methoden wird. 1915 geben die Mayo-Brüder ihr gesamtes Privatvermögen von 1,5 Millionen Dollar an ein neues Ausbildungsinstitut. "Das Geld gehörte einmal den Kranken und wir sind überzeugt davon, dass sie es zurückbekommen sollten", schreibt Will. "Das geschieht am besten dadurch, dass man eine umfassende medizinische Ausbildung und Forschung sicherstellt."
"Born in a Storm" - "Im Sturm geboren"; so wird die Gründungsphase später in der Chronik der Mayo-Klinik überschrieben. William James Mayo stirbt 1939. Heute ist sein Krankenhaus ein Zentrum der High-Tech-Medizin und ein beliebtes Therapiezentrum für Prominente mit 4.500 Mitarbeitern.
Stand: 29.06.06