Kleopatra langweilt sich. Sie sinnt auf Unterhaltung durch ihren Diener Charmian. "Give me some music", befiehlt die ägyptische Königin in Shakespeares Tragödie "Antonius und Kleopatra". Aber dann hat sie einen anderen Einfall. Mit dem Ausruf "Let's to billiards, come!", bittet sie im Englisch des 17. Jahrhunderts zum Spiel.Als der berühmte Dichter 1606 die Szene niederschreibt, ist Billard schon ein Spiel des europäischen Adels. Vielleicht hat Shakespeares Stück sogar die Legende befördert, schon die alten Ägypter hätten Billard gespielt. Tatsächlich hat man das Spiel - ursprünglich eine Art Minigolf auf der Wiese - im 15. Jahrhundert domestiziert: Aus dem Rasen wird der grüne Filz. Auf dem baut man Hindernisse und Tore auf.Viel später, um 1820, entwickelt der französische Offizier Francois Mingaud den Stab mit der Lederkappe - Queue genannt - und damit die klassische Spielform "Carambolage", die hohe Kunst, Kugeln durch Kugeln genau so zu bewegen, wie man möchte. In England dagegen spielt man Snooker: Hier muss die Kugel ins Loch. Auch dieses Spiel liebt der Adel, wie Queen Mum 1980 bei ihrem 80. Geburtstag beweist.
1959 wollen Profis das Spiel populär machen und gründen am 1. Juni in Madrid die "Union Mondiale de Billard". Sie trägt nicht zufällig einen französischen Namen, denn sie widmet sich dem klassischen "Carambole Billard". Zum Massensport hat es diese Billiard-Variante in den vergangenen 55 Jahren allerdings nicht geschafft. Immer noch sind es eher Kenner und Könner, die einander zurufen: "Let's to billiards."
Stand: 01.06.04