Obwohl er eine Jesuitenschule besucht und Jura studiert, sieht es zunächst so aus, als wolle der junge René Descartes ein Kriegsheld werden: Der am 31. März 1596 in La Haye (Touraine) geborene Sohn aus niedrigem Adel verdingt sich als Söldner, zunächst beim Feldherrn Moritz von Nassau, später bei Herzog Maximilian von Bayern. Er ist 1619 bei der Eroberung von Prag durch katholische Truppen dabei, verlässt aber ein Jahr später das Militär. Nicht, weil Descartes die Schrecken des beginnenden Dreißigjährigen Kriegs geahnt hätte. Vielmehr bringen ihn Träume und eine innere Eingebung dazu, seine Berufung in der Philosophie zu sehen.Descartes plant sein Leben als Privatgelehrter genau: Mehrere Jahre bereist er Europa von Holland bis Italien, besucht Gelehrte und legt sein Familienerbe so an, dass er davon leben kann. Er lebt unstet, die Wohnorte wechselnd, meist in Holland, und recht zurückgezogen. Descartes verbringt gern viel Zeit im Bett - und denkt. Er will die Wissenschaft auf eine neue, sichere Grundlage stellen. Sein Werkzeug dazu ist der methodische Zweifel: Nichts ist sicher, auch nicht, was man unmittelbar vor Augen sieht. Denn man könnte alles nur träumen oder es könnte ein böser Gott seinen Geschöpfen eine Wirklichkeit vorgaukeln, die gar nicht existiert. Aber selbst bei diesen extremen Annahmen bleibt eine Tatsache unzweifelhaft vorausgesetzt: Wenn ich diese Zweifel habe, denke ich - wenn ich aber denke, muss ich auch existieren. 1641 veröffentlicht Descartes seine "Meditationen über die erste Philosophie", in denen er sein berühmtes "Cogito, ergo sum" ("Ich denke, also bin ich") formuliert. Bis heute gilt dies als Auftakt der neuzeitlichen Philosophie, mit dem das Denken seinen sicheren Anfang nicht mehr bei Gott oder der Wahrnehmung der Welt, sondern beim denkenden Ich nimmt.Auch Gott glaubt Descartes aus dem denkenden Ich heraus beweisen zu können: Weil wir notwendiger Weise ein absolut vollkommenes Wesen denken können, muss es auch existieren. Eine Ursache kann nicht weniger vollkommen sein als ihre Wirkung, also kann unsere Gottesidee nur von einem real existierenden Gott stammen.
Von diesen Grundargumenten aus will Descartes eine Wissenschaft entwerfen, die die gesamte Wirklichkeit stets logisch und zwingend erklärt, eine universale Wissenschaft. Dafür befasst er sich intensiv mit Mathematik und Physik. Descartes' Vernunftoptimismus fasziniert. 1649 lädt in Königin Christina von Schweden an ihren Hof in Stockholm ein. Der Philosoph hofft auf ein ruhiges, abgesichertes Gelehrtenleben. Aber die Königin verlangt, dass er jeden Morgen um fünf Uhr am Frühstückstisch erscheine und seine Weisheit zum Besten gebe. Das scheint den Langschläfer zermürbt zu haben. Descartes stirbt am 11. Februar 1650 mit nur 54 Jahren, wahrscheinlich an einer Lungenentzündung.
Stand: 31.03.06