Die Küstenlinie zwischen Oman und der Halbinsel Katar ist Freibeuterland. "Piratenküste" nennen sie die Zeitgenossen. Im 19. Jahrhundert überfallen die Bewohner der Region in ihren Holzbooten vorbeifahrende Handelsschiffe und gefährden so den Warenverkehr zur britischen Kolonie in Indien. Drei Kriegszüge sind nötig, um mit den Scheichs einen Kompromiss auszuhandeln. Die Piratennester werden ausgehoben, dafür stehen die Scheichtümer fortan unter britischem Schutz: die Vertragsstaaten ("Trucial States") entstehen.Aus den Piraten werden Perlenfischer. Auf ihren Holzbooten fahren sie nun hinaus, um sich, beschwert mit Steinen, täglich bis zu hundert Mal zum Grund ziehen zu lassen. Aber dann bereiten billige Zuchtperlen aus Japan dem einträglichen Geschäft ein Ende. Die Region verarmt. Es dauert Jahrzehnte, bis mit dem Öl eine neue Quelle des Wohlstands sprudelt. 1962 verlässt der erste Öltanker die Verladestation von Abu Dhabi. Als die Briten sechs Jahre später verkünden, nicht länger Schutzmacht sein zu wollen, müssen sich die Scheichs etwas einfallen lassen. "Wir müssen die Zukunft des Paradieses retten", wird zu ihrem Leitsatz - eine Zukunft, die durch die Interessen der Saudis und des Schahs von Persien gefährdet scheint. Schließlich ergreift der Emir von Abu Dhabi die Initiative und ermuntert eine Nachbarn zu einer Föderation. Am 18. Juli 1971 einigen sich die Staatschefs von sechs der sieben Emirate auf einen Zusammenschluss. Ein halbes Jahr später wird ein neuer Bundesstaat mit einheitlicher Flagge und Nationalhymne proklamiert: die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).
Heute scheint das Paradies der Vereinigten Arabischen Emirate und ihrer 4,5 Millionen Einwohner dank des Öls gerettet - allerdings mit archaischer Führungsstruktur und ohne echtes Parlament. Allein 200.000 deutsche Touristen kommen jährlich. Sie könne sich zwischen dem höchste Hotel der Welt oder einer Herberge 20 Meter unter dem Meeresspiegel entscheiden. Wer auch in der Fremde Heimat sucht, kann sie mitten in der Wüste finden: Während draußen oft 40 Grad im Schatten herrschen, kann man sich zum Skifahren in einer gigantischen Halle entspannen, deren Ambiente Kitzbühl nachempfunden ist.
Stand: 18.07.06