Gemälde von Georg Bleibtreu: Die Schlacht bei Königgrätz

Stichtag

03. Juli 2006 - Vor 140 Jahren: Schlacht bei Königgrätz

Kaiser Franz Joseph ist ratlos. Einsam sitzt er auf Schloss Schönbrunn und grübelt. Kaiserin Sissi hat sich einen Kraftraum eingerichtet und flüchtet sich ins Turnen, statt ihm bei den Staatsgeschäften unter die Arme zu greifen. Und auch auf dem Schlachtfeld fehlt das Glück. Früher schlug Franz Josephs General Radetzky glorreiche Schlachten für die Heimat Österreich. Seitdem der Kaiser selbst seine Truppen anführt, geht es bergab. 1866 kommen auch noch die Preußen. Irgend etwas führt dieser Bismarck in Berlin im Schilde. Aber was?

Tatsächlich hat Otto von Bismarck, gemeinsam mit König Wilhelm I., einen Plan. Der preußische Ministerpräsident will die deutschen Staaten unter der Vormachtstellung Preußens vereinen, ohne Österreich mit einzubeziehen: die so genannte kleindeutsche Lösung. Deshalb schreckt er selbst vor einem Krieg gegen Franz Joseph nicht zurück - und das, obwohl beide noch 1864 gemeinsam gegen Dänemark ins Feld gezogen waren. Geschickt appelliert Bismarck an deutschnationale Gefühle, stellt als Monarchist sogar ein frei gewähltes gesamtdeutsches Parlament in Aussicht. Hinter den Kulissen führt er Geheimverhandlungen mit Italien, um Österreich in einen Zweifrontenkrieg zu verwickeln.

Die Preußen marschieren nicht auf: sie kommen, organisiert von Helmuth Graf von Moltke, wie ein Blitz. In Eisenbahnzügen werden die Truppen zur Front gekarrt, zum ersten Mal in der Militärgeschichte. Insgesamt sind es 220.000 Mann. Niemand will sich mit Österreich verbünden, weder Russland noch Frankreich. Österreich steht, bis auf den Verbündeten Sachsen, allein. Trotzdem bringt es Franz Joseph, der anders als Bismarck und König Wilhelm nicht auf dem Schlachtfeld erscheint, auf 230.000 Soldaten. Bei Sadova in der Nähe der Festung Königgrätz (heute Tschechien) kommt es am 3. Juli 1866 zur Entscheidungsschlacht. Am Anfang sind die Kräfte ausgeglichen. Aber die Österreicher haben nur Vorderlader und bekommen es mit dem preußischen Zündnadelgewehr zu tun, das nicht im Stehen geladen werden muss und wesentlich schneller schießen kann. Außerdem verwickeln sich eigenmächtige österreichische Generäle in verlustreiche Kämpfe. Auf einen toten Preußen kommen schließlich fünf gefallene Gegner.

Kaiser Franz Joseph muss kapitulieren, die Vorherrschaft Preußens in Deutschland anerkennen und Reparationen zahlen. Trotzdem kommt er einigermaßen glimpflich davon. Auf Ratschluss Bismarcks verzichtet König Wilhelm I. darauf, im Triumphzug in Wien einzumarschieren. Denn ein milde gestimmtes Österreich wird im deutsch-französischen Krieg, der 1871 zur deutschen Reichsgründung führt, noch gebraucht.

Stand: 03.07.06