25 Kilometer lang und zwölf Kilometer breit ist Liechtenstein. Ein Schloss, sechs Ortschaften, 16 Banken mit einem Kundenvermögen von rund 100 Milliarden Schweizer Franken, der Hauptsitz des Baukonzerns Hilti und ungefähr 70.000 Briefkastenfirmen befinden sich im Land. Im Schloss residiert mit Erbprinz Alois ein Fürstensohn, der das Parlament auflösen und die Regierung entlassen kann. Denn Liechtenstein ist konstitutionelle Monarchie. Neben Monaco hat das Land das mächtigste und älteste Fürstengeschlecht der Welt an seiner Spitze, mit rund 4,6 Milliarden Euro Familienvermögen das reichste Adelsgeschlecht Europas noch dazu. Aber in Liechtenstein ansässig sind die Fürsten erst seit knapp 70 Jahren. Da beschloss Franz Josef II., seinen Wohnsitz von Wien hierher zu verlegen.
Franz Josef II. von und zu Liechtenstein wird am 16. August 1906 auf Schloss Frauenthal in der Steiermark geboren; zu dieser Zeit ist Liechtenstein noch ein armes Bauernland. Er studiert an der Hochschule für Bodenkultur in Wien und wird Diplomforstingenieur. Nach dem "Anschluss" Österreichs 1938 an das nationalsozialistische Deutschland beschließt er, gerade erst Regent geworden, nach Vaduz umzusiedeln: der erste Schritt dafür, dass das Land in den Wirren des 2. Weltkriegs seine Unabhängigkeit bewahren kann und das ein Putsch der "Volksdeutschen Bewegung in Liechtenstein" 1939 scheitert. Um dieses Ziel zu erreichen, schmeichelt Franz Josef II. Hitler und betreibt während des Krieges eine eher zurückhaltende Einbürgerungspolitik. Viele Juden werden nicht über die Grenze gelassen. Wirtschaftlich arbeitet Liechtenstein mit Deutschland zusammen, Industriebetriebe liefern Munition. Eine Aufarbeitung dieser braun gefärbten Vergangenheit findet gerade erst statt.Franz Josef II. stirbt 1989. Sein Sohn Hans Adam II. ist noch amtierender Fürst, hat die Regierungsgeschäfte aber an den 43-jährigen Erbprinzen Alois abgegeben.
Stand: 16.08.06