"Nur Profis, die sich gerecht entlohnt wissen, geben wirklich ihr Bestes". Der Spruch, der heute wie Ironie klingen mag, ist das Motto von Santiago Bernabéu, Präsident des Fußballclubs Real Madrid gleich nach dem Zweiten Weltkrieg. Bernabéu ist seiner Zeit voraus: 1947 lässt er ein Stadion bauen, das 75.000 Zuschauer fasst; bald wird es auf 125.000 Plätze erweitert. Die ständig wachsenden Einnahmen des Clubs steckt er in die besten Spieler der Welt: in den Mittelstürmer Alfredo di Stéfano aus Buenos Aires, der den Verein später trainieren wird, in Francisco Gento, der 100 Meter unter 11 Sekunden läuft, und in den zweiten Argentinier Hector Rial. Die gesamte Mannschaft beschreibt der "Stern" in den 50er Jahren so: "Das ist, als hätten Bach, Mozart, Beethoven, Haydn und Händel zusammen für den Fürstbischof von Salzburg komponiert ... mit Brahms auf der Reservebank."Großes und Neues schaffen möchte auch Gabriel Hanot von der französischen Sportzeitung L'Equipe. Er gewinnt die UEFA für ein neues Turnier: Den Europapokal der Landesmeister, eine neue Art Königsklasse des europäischen Vereinsfußballs. Es ist nur folgerichtig, dass im ersten Wettbewerb von 16 Mannschaften schließlich eine spanische und eine französische übrig bleiben: Am 13. Juni 1956 treffen im Pariser Parc de Princes Stade Reims und Real Madrid aufeinander. Zwei Mal geht Reims in Führung, zwei Mal gleicht Real aus und gewinnt am Ende mit 4:3. Ein "weißes Ballett", sagen die Kommentatoren mit Blick auf die Trikots der Madrilenen. Die nehmen den ersten Europapokal mit nach Hause - und Raymond Kopa, den Stürmer von Reims, den sie dem Gegner gleich abkaufen.
Danach gehören Königsklasse und Königliche fest zusammen: Fünf Mal in Folge gewinnt Real Madrid den Pokal und wird so zum erfolgreichsten und reichsten Club Europas. 1960 bezwingen sie Eintracht Frankfurt in Glasgow, auch dies nach einem Rückstand. Seit 1991 heißt die Landesmeister-Meisterschaft "Champions League". Auch hier dominiert zunächst Real Madrid. Zum neunten und bisher letzten Mal gewinnen die Galaktischen, wie sie inzwischen genannt werden, den Pokal 2002 im Endspiel gegen Bayer Leverkusen. Seither kriselt es in Madrid, und das trotz Mozart, Bach und Beethoven, d.h. Zidane, Beckham und Ronaldo.
Stand: 13.06.06