Das Liebesleben von August dem Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, ist schon zu Lebzeiten legendär. Davon zeugen nicht weniger als 354 uneheliche Kinder, die seine Chronisten ihm zuschreiben. Doch nur einer einzigen Frau unter vielen gelingt es, den Monarchen über längere Zeit zu fesseln: Anna Constantia von Cosel. Fast acht Jahre lang, von 1704 bis 1712, genießt sie die Gunst des Herrschers, der seine Herzdame zur Gräfin erhebt, mit Reichtümern überschüttet und ihr das schönste Palais Dresdens erbaut.Schon bei der ersten Begegnung mit der damals 24-Jährigen ist August Feuer und Flamme für die 1680 geborene Holsteinerin. Doch Anna gibt sich zunächst spröde. Erst als August sich schriftlich verpflichtet, ihr jährlich 100.000 Taler zu zahlen und sie nach dem Tod seiner Ehefrau Christiane Eberhardine zu heiraten, willigt Anna in die Liaison ein. Während die schöne Mätresse bald als "einzige Perle im Saustall" gerühmt wird, fristet Christiane Eberhardine, genannt die "Betsäule Sachsens", ein trostloses Dasein im Hintergrund. Die zur Reichsgräfin von Cosel erhobene Anna dagegen bringt drei Kinder von August zur Welt und steigt zur ebenso mächtigen wie hochmütigen Nebenherrscherin am Hofe auf. Als sie jedoch 1712 beginnt, gegen Augusts Wahlkönigtum in Polen zu intrigieren, zieht sie sich den tödlichen Hass des Ersten Ministers Flemming zu. Bei einem Besuch des Monarchen in Warschau sieht Flemming seine Chance zur Rache. Er stellt dem liebeshungrigen König eine niedliche polnische Gräfin vor - und August beißt an.
Der König lässt Anna keine Chance mehr, gegen seine neue Eroberung vorzugehen. Er verbannt die Gräfin Cosel aus Dresden und fordert den Ehevertrag zurück. Als die abgehalfterte Mätresse daraufhin zu ihrem Vetter nach Berlin flieht, erklärt August sie zur Staatsfeindin. Am 21. November 1716 liefert Friedrich Wilhelm I. von Preußen die unerwünschte Gräfin im Austausch gegen alle preußischen Deserteure nach Sachen aus. Noch an der Grenze wird die so schnell so tief Gestürzte von sächsischen Offizieren vergewaltigt und erleidet einen Schlaganfall. Anna erholt sich zwar wieder, aber nur, um den Rest ihres Lebens als Gefangene in einem öden Turm der Festung Stolpen zu verbringen. Erst 1765, mit 84 Jahren, stirbt Anna Constantia von Cosel - nachdem sie für acht Jahre in höfischem Glanz fast ein halbes Jahrhundert lang bezahlt hat.
Stand: 21.11.06