Stichtag

07. September 2006 - Vor 95 Jahren: Der Elbtunnel wird eingeweiht

Am 7. September 1911 um 9.01 Uhr trillert ein Polizist auf seiner Pfeife und gibt damit den Weg frei. Der Elbtunnel von St. Pauli nach Steinwerder ist eröffnet: 23,5 Meter unterhalb des Straßenniveaus führen zwei 426,5 Meter lange Röhren unter der Elbe her. Die eine ist für Autos und Fahrräder, die andere für Fußgänger. Die müssen anfangs über hundert Stufen hinab und wieder hinauf, später gibt es auch einen Aufzug. Über die "Tunnelbenutzungsordnung" wacht ein eigenes Tunnelpersonal - bis heute.Der Hamburger Baurat Ludwig Wendemuth plant den Tunnel schon Anfang des 20. Jahrhunderts nach dem Vorbild des Hafen-Tunnels in Glasgow. Die Fähren können den Verkehr zum Hamburger Hafen nicht mehr bewältigen. Eine Brücke müsste wegen der großen Schiffe extrem hoch sein und die Straße macht einen Umweg von 12 Kilometern. Vier Jahre lang werden in dem Tunnel knapp 11 Millionen Mark verbaut. Die Arbeiten laufen buchstäblich unter Hochdruck: Um die Röhren unter der Elbe zu stabilisieren, wird während des Baus Pressluft eingeleitet, die einen Überdruck erzeugt. Die Arbeiter erhalten für diese erschwerten Bedingungen 100 Goldmark "Pressluftzulage" monatlich. Viele von ihnen klagen später über bleibende Schäden: Gliederschmerzen, Lähmungen und Ohnmachtsanfälle.

Den in Deutschland einmaligen Tunnel passieren in seiner Hochzeit 20 Millionen Menschen pro Jahr. Heute ist er verkehrstechnisch bedeutungslos: Seit 1975 gibt es den neuen Elbtunnel, außerdem zahlreiche Brücken. Aber fünf Minuten Fußweg im alten Gemäuer unter dem Wasser sind immer noch eine Hamburger Attraktion.

Stand: 07.09.06