Stichtag

16. September 2004 - Vor 40 Jahren: Bundesregierung beschließt Gründung der "Stiftung Warentest"

In den 50er Jahren boomt in der Bundesrepublik die Wirtschaft. Als Vater dieses so genannten Wirtschaftswunders gilt Ludwig Erhard, der von 1949 bis 1963 Wirtschaftsminister ist und die soziale Marktwirtschaft propagiert. Nach den mageren Kriegsjahren wird nun in Hülle und Fülle produziert - und konsumiert. Doch je unübersichtlicher das Angebot für die Konsumenten wird, desto lauter erklingt der Ruf nach mehr Transparenz des Marktes. Eine neutrale und unabhängige Instanz soll überforderte Verbraucher zu mündigen Kunden machen. Für den CDU-Politiker Erhard ist der ideale Konsument "wach": "Er soll sich auf dem Markt nicht so benehmen wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird." Die Unternehmer sollen spüren, "dass sie es nicht mehr mit einer fühllosen Masse zu tun haben, sondern mit bewusst gewordenen Verbrauchern." Die Botschaft lautet: Der Kunde ist König. 1962 erklärt CDU-Kanzler Konrad Adenauer, seine Regierung werde "die Einflussmöglichkeiten der Verbraucher auf die Preise und auf das Marktgeschehen verbessern." Er beauftragt seinen Wirtschaftsminister, "möglichst bald die Errichtung einer Körperschaft für neutrale Warentests zu veranlassen." Am 16. September 1964 ist es so weit: Die Bundesregierung beschließt die Gründung der "Stiftung Warentest".

"Stiftung Warentest" wird ein Erfolg. Jeder dritte Verbraucher hält sich heute vor allem bei wichtigen Kaufentscheidungen an ihre Testurteile. Einzelne Testergebnisse sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Ein "mangelhaft" von "Stiftung Warentest" kann das Aus für das Produkt bedeuten, die Note "sehr gut" hingegen kann den Umsatz erheblich ankurbeln. Es gibt so gut wie kein Produkt, das nicht schon mal auf dem Prüfstand war. Die Tester gehen immer selbst und anonym einkaufen. Um unabhängig zu sein, verfügt die Stiftung über keine eigenen Labore, sondern sucht sich die Test-Einrichtungen im ganzen Bundesgebiet aus. "Die Neutralität und Unabhängigkeit ist unser Markenzeichen", sagt Werner Brinkmann, der Vorstand der Stiftung. Deshalb seien alle Publikationen der Institution frei von Anzeigen. Zudem seien Vertreter der Wirtschaft "einigermaßen repräsentativ" im Kuratorium vertreten, welches die Stiftung in allen Fragen von grundsätzlicher Bedeutung berate. Bis auf einen Bundeszuschuss von zwölf Prozent finanziert sich die Stiftung selbst. Das geschieht vor allem über den Verkauf von zwei Heften. Die Zeitschrift "Test" hat eine halbe Million Abonnenten und ihre Schwester, die "Finanztest", immerhin 230.000.

Stand: 16.09.04