Seine bekannteste Entdeckung verdankt Johann Rudolph Glauber einer Fleckfiebererkrankung. Der mit Heilwasser überraschend vom Siechtum kurierte Alchimist untersuchte das wirkmächtige Nass mit wissenschaftlicher Akribie und kam dem Wunder auf die Spur: Natriumsulfat, das uns noch heute als Glaubersalz bekannt und bei Verstopfung hilfreich ist. Glauber extrahierte den Wirkstoff und brachte die Arznei als "sal mirabilis" unter die Leute. Die Wundertinktur wurde bald im ganzen Land bekannt und verhalf seinem Schöpfer dauerhaft zu Ruhm und beträchtlichen Einnahmen. Sal mirabilis glauberii wurde zum Markenprodukt, zum Alka Seltzer des 17. Jahrhunderts. Seinen heute fast vergessenen Entdecker halten Fachleute inzwischen für den Begründer der chemischen Industrie.
Mit 14 Jahren beginnt der 1604 geborene Sohn eines Karlstädter Barbiers ein langes, unstetes Wanderleben. Er reist kreuz und quer durch Europa, das unter dem verheerenden Dreißigjährigen Kriegs leidet. Glauber verdingt sich als Apothekerlehrling, erlernt die Kunst des Laborierens und der Arzneizubereitung. Hochbegabt und mit vielen Plänen seiner Zeit weit voraus, entwickelt der Autodidakt die Grundlagen für viele noch heute angewandte chemisch-technische Verfahren. Als Erster seiner Zunft vermarktet Glauber seine Forschungsergebnisse im großen Stil und schafft damit den Übergang von der Alchemie zur modernen Chemie. Von 1640 an betreibt er in Amsterdam ein großes gewerbliches Laboratorium und produziert viel gefragte Chemikalien wie Spiritus, Salzsäure und Kupfervitriol. 1652 gründet Glauber in Kitzingen den ersten gärungstechnischen Betrieb für Wein- und Weinhefe-Verarbeitung. Doch immer wieder bringen intrigante Konkurrenten oder die Auswirkungen des Krieges Glaubers Unternehmungen zu Fall. Eine fortschreitende Vergiftung des Körpers – Folge ungezählter Experimente mit giftigen Stoffen – ruiniert letztlich Glaubers Gesundheit. Am 10. März 1670 stirbt er verarmt und vergessen in Amsterdam.
Stand: 10.03.05