Im November schlafen Spitzenköche schlecht. Es ist der Monat der Sterne - der Michelin-Sterne: Der Gourmet-Führer "Guide Michelin" für Deutschland erscheint in diesen Tagen in Karlsruhe. Von der so genannten roten Bibel hängen Prestige und Umsatz der kochenden Götter in Weiß ab. 176 deutsche Küchen sind zurzeit mit einem Stern ausgezeichnet: "Eine sehr gute Küche, die die Beachtung des Lesers verdient." Lediglich 13 Restaurants haben zwei Sterne: "Eine hervorragende Küche - verdient einen Umweg." Und nur fünf Häuser dürfen sich mit drei Sternen schmücken: "Eine der besten Küchen - eine Reise wert."Bis drei Sterne am gastronomischen Firmament erstrahlen, ist es ein weiter Weg: "Man bekommt ja nicht drei Sterne auf einen Schlag, sondern erstmal einen und dann ist man schon glücklich", sagt Eckart Witzigmann. "Beim zweiten Stern ist man noch glücklicher und beim dritten knapp vor dem Wahnsinn." Diese höchste Auszeichnung hat er am 19. November 1979 für sein Restaurant "Aubergine" in München erhalten. Es war das dritte Mal weltweit, dass ein Restaurant außerhalb Frankreichs drei Sterne erhielt - und das erste Mal in Deutschland.
Eckart Witzigmann wird am 4. Juli 1941 als Sohn eines Schneidermeisters im österreichischen Bad Gastein geboren. Nach der Handelsschule geht er in die Kochlehre. Es folgen Wanderjahre in Bad Reichenhall, Königswinter und Davos. Dann studiert Witzigmann die "Nouvelle Cuisine" vor Ort bei ihren Päpsten, von Paul Bocuse bis Paul Haeberlin. 1971 wird Witzigmann Küchenchef im Münchner Edelrestaurant "Tantris". 1978 eröffnet er seine "Aubergine". Sie wird zum Treffpunkt der betuchten Genießer: Könige, Politiker, Prominente. Auf den Höhenflug folgt ein jäher Absturz: 1993 verliert Witzigmann wegen einer Kokain-Affäre seine Restaurant-Konzession. Er beginnt Kochbücher zu schreiben. Dennoch verleiht ihm "Gault Millau" - der Konkurrent des "Guide Michelin" - ein Jahr später den Titel "Koch des Jahrhunderts": Den dürfen außer ihm weltweit nur drei weitere Köche tragen.
Stand: 19.11.04