Stichtag

17. November 2005 - Vor 80 Jahren: Bang & Olufsen im dänischen Struer gegründet

Struer im Nordwesten der dänischen Halbinsel Jütland - das ist: ein Yachthafen, ein Hotel, eine Kirche, ein Museum, grüne Weiden und flaches, weites Land. In diesem Städtchen mit 25.000 Einwohnern baut und entwickelt die Firma Bang & Olufsen die teuersten  Hifi-Anlagen und Fernsehgeräte der Welt. 2.400 Beschäftigte hat das Unternehmen weltweit, 1.800 sind allein am Hauptsitz in Struer tätig. 400 Ingenieure und Techniker arbeiten in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung - genauso viele wie in der Fertigung. Das Markenzeichen von Bang & Olufsen sind minimalistisches Design und innovative Technik - zu exorbitanten Preisen. Da können Boxen auch mal 7.700 Euro kosten.Schon das erste Produkt, für das die jungen Ingenieure Peter Bang und Svend Olufsen ihre Firma am 17. November 1925 gründen, ist eine Weltneuheit: der Eliminator - das erste Radio, das nicht mit Batterien betrieben wird, sondern mit Strom aus der Steckdose. Heute steht es im Keller des Firmengebäudes. Der Besucher geht durch eine Galerie technischer Neuerungen: von der Senderfeststelltaste am Radio über den tragbaren Fernseher und die erste Fernbedienung bis zum senkrecht aufgehängten Plattenspieler. Begonnen hat alles auf dem Bauernhof der Olufsens in Quistrup in einer Dachkammer - zwei Kilometer südlich von der heutigen Fabrik. Hier leben und arbeiten die beiden Freunde für freie Kost und Logis. Peter, Jahrgang 1900, und Svend, drei Jahre älter, haben sich an der Universität Aarhus kennengelernt.

1927 geht die erste Fabrik in Betrieb. Während des Zweiten Weltkriegs lehnen Bang und Olufsen eine Kooperation mit den deutschen Besatzern ab und unterstützen den dänischen Widerstand. Dafür bekommen sie die Quittung: In der Nacht vom 14. auf den 15. Januar 1945 zerstört ein Corps dänischer Nazi-Kollaborateure das Werk mit mehreren Bomben. "Am nächsten Morgen traf sich die ganze Belegschaft auf dem Hof und zog mit Pferd und Wagen zum Werk, um die Trümmer zu beseitigen", erinnert sich Peter Skak Olufsen, ein Neffe der Gründer. "So konnte die Fabrik zügig wieder aufgebaut werden nach der Befreiung 1945." Der familiäre Geist im Unternehmen sorgt für eine starke Loyalität der Mitarbeiter. Vor der Kantine gibt es eine so genannte "Wall of Fame" (Wand des Ruhmes), an der hunderte Fotos von Beschäftigten hängen, die länger als 25 Jahre im Betrieb sind. Doch diese Tradition bekommt Kratzer: Im tschechischen Koprivnice wird derzeit eine Fabrik gebaut, in die ein Teil der Produktion ausgelagert werden soll. 200 Arbeitsplätze, die in Struer bald fehlen werden.


Stand: 17.11.05