Der Mann passt in das Großbritannien von Queen Viktoria, in das Empire beim Start in das neue Jahrhundert: Stewart Rolls stammt aus bestem Hause, Sohn des Ersten Baron Llangattock, Absolvent der Colleges von Eton und Cambridge. Er ist kein rückwärtsgewandter Adliger, sondern ein Abenteurer der neuen Technik: Autohändler, Rennfahrer, Pilot.Zunächst verdient er sein Geld mit dem Verkauf von französischen Autos an reiche Kundschaft. Er fährt die Wagen auch. 1903 stellt er einen Geschwindigkeitsrekord auf: 152 Stundenkilometer. Im Jahr darauf trifft er den Ingenieuer Henry Royce. Der baut bisher Autos nach französischen Vorbildern. Kaufmann und Konstrukteur tun sich zusammen, setzen zwischen ihre Namen einen Bindestrich und gründen so die berühmteste Autofirma der Insel: Rolls-Royce.
Auch mit Royce' Autos fährt Rolls Rennen. 1906 gewinnt er mit einem der ersten "Rolls-Royce" die "Tourist Trophy" auf der Isle of Man. Er hat 27 Minuten Vorsprung vor seinem nächsten Verfolger. Der Rolls-Royce ist das schnellste, leiseste und teuerste Auto seiner Zeit. Rolls scheint es nicht schnell genug. Er verlegt sich auf Flugzeuge, regt den Partner an, auch Flugzeugmotoren zu konstruieren. Als zweiter Mensch in Großbritannien erwirbt Rolls eine Fluglizenz. 1910 überquert er als erster den Ärmelkanal hin und zurück. Von den Gebrüdern Wright, Pionieren des Flugzeugbaus, lässt er sich ein neues Flugzeug konstruieren. Bei einer Flugschau am 12. Juli 1910 bricht über Bournemouth das Heck der Maschine ab. Rolls stürzt in den Tod. Der 32-Jährige ist der erste Brite, der bei einem Flugzeugabsturz sein Leben verliert.
Stand: 12.07.05