Schwarzweiß-Foto: Margarete Steiff schaut sich einen Teddybären an.

Stichtag

25. Dezember 2005 - Vor 125 Jahren: Margarete Steiff begründet ihr Stofftier-Imperium

1880 macht Margarete Steiff in einer Modezeitschrift eine Entdeckung. Dort ist die Nähanleitung für ein Nadelkissen in Elefantenform abgedruckt, dessen Anblick Hausfrauen die Arbeit versüßen soll. Steiff näht es nach – und erkennt, dass die Kinder der Familie es noch lieber als ihre Mütter haben.

Am 25. Dezember 1880 nimmt Steiffs geschäftstüchtiger Bruder Fritz das graue "Elefäntle" mit seinem bunten Sattelzeug in verschiedenen Größen in einem Jutesack mit auf den Heidesheimer Weihnachtsmarkt. Mehrere Exemplare werden von Vätern gekauft, denen quengelnde Kinder am Mantel ziehen – bald sind es Hunderte. Margarethe Steiff kommt mit der Produktion kaum mehr nach. Das Nadelkissen mit dem Rüssel begründet das Imperium der Kuscheltiere mit dem Knopf im Ohr, dem heute 800 verschiedene Arten in 16.000 verschiedenen Ausführungen angehören.


Diesen Erfolg hätte Margarete Steiff zunächst niemand zugetraut. Denn die Frau aus dem schwäbischen Giengen an der Brenz sitzt seit ihrem zweiten Lebensjahr im Rollstuhl. Die Kinderlähmung hat ihre Füße unbrauchbar gemacht, den rechten Arm geschwächt. Aber Steiff hat einen starken Willen. Mit eiserner Disziplin versucht sie durch Nähen ihre Finger gelenkig zu machen. 1877 eröffnet sie ein Filzkonfektionsgeschäft. Kein Wunder also, dass das "Elefäntle" aus robustem, preiswertem Filz besteht.

Als Schwäbin, meint Margarete, muss man sparsam sein. Dieser Grundsatz gilt auch noch, als sie 1888 ihr erstes Geschäftshaus für Steiff-Tiere eröffnet. Ihr Neffe Richard ist da anders. Von seinen Besuchen im Stuttgarter Zoo bringt er Skizzen von Braunbären mit, nach denen er eine Bärenpuppe aus kostbarem Mohair gestaltet. Steiff prophezeit ein geschäftliches Desaster: zu teuer sei das Tier. Tatsächlich interessiert sich auf der Leipziger Messe zunächst niemand für das Spielzeug.

Die Legende will es, dass ein Amerikaner erst auf den knuffeligen Bären mit den Knopfaugen aufmerksam wird, als Richard resigniert zusammenpackt. Der Geschäftsmann aus den USA ordert vom Fleck weg 3.000 Exemplare: Der Teddy – benannt nach US-Präsident "Teddy" Roosevelt – erobert die Kinderstuben.

Steiff bekommt den Erfolg ihrer Erfindung noch zu spüren. Filialen entstehen, bald hat sie mehrere hundert Angestellte. "Ich bin alle Tage im Geschäft", notiert die 62-Jährige 1909 in ihr Tagebuch, "denn daheim ist's mir zu langweilig und man wird ja auch sehr verwöhnt mit den großen, hellen Geschäftsräumen. Die milde Frühlingsluft tut mir gut". Sechs Wochen später stirbt sie an einer Lungenentzündung.


Stand: 25.12.05