Ihre Unterkunft haben sich die Mobilfunk-Bosse sicher luxuriöser vorgestellt. Die Regulierungsbehörde hat sie und ihre Vertreter in eine ehemalige US-Kaserne nach Mainz verfrachtet und streng voneinander abgeschirmt. Jeder Gang zur Toilette muss vorher angemeldet werden. Das spartanische Ambiente passt so gar nicht zum Milliarden schweren Anlass, aus dem die Telefonie-Giganten zusammen gekommen sind - und wieder doch: Denn immerhin geht es um sechs Lizenzen für den weltweiten Mobilfunkstandard UMTS, der nichts weniger als schnelles Internet, E-Commerce und ruckelfreies Handy-Fernsehen, also eine rosige Zukunft auf dem heiß umkämpften Telekommunikationsmarkt verspricht. Aber die Lizenzen sollen versteigert werden. Und niemand soll durch geheime Absprachen im Vorfeld die Preise drücken können.
Zwei Wochen wird geboten. Als in der teuersten Auktion aller Zeiten am 17. August 2000 zum letzten Mal der Hammer fällt, ist der Staat um rund 50 Milliarden Euro reicher. "Wir brauchen jetzt Massenmarkt und viele Kunden, die unsere Dienste nutzen", sagt Jürgen von Kuczkowski von D2 Vodaphone später. Aber so einfach geht es nicht. Die Internetblase platzt, die Aktienkurse rutschen in den Keller, die Mobilfunkfirmen drohen unter der Schuldenlast zu zerbrechen. Telekom-Chef Ron Sommer tritt zurück, Mobilcom und Quam müssen die Lizenzen zurückgeben. Für den Aufbau eines funktionstüchtigen UMTS-Netzes fehlen die restlichen Milliarden.
Auch die Technik ist komplizierter als erwartet. Erst 2004 kommen die ersten UMTS-Karten für Notebooks auf den Markt. Handy-Nutzer müssen noch länger warten. Inzwischen funktioniert der neue Standart zumindest in Ballungsräumen. "Ich glaube nicht, dass es heute noch jemanden gäbe in Deutschland, der diese astronomische Summe für eine UMTS-Lizenz bezahlen würde", sagt E-Plus-Chef Uwe Bergheim heute. "Aber es wäre sicher zu billig, im Rückblick zu sagen: das war ein Fehler."
Stand: 17.08.05