Stichtag

31. August 2005 - Vor 70 Jahren: Monopoly wird zum Patent angemeldet

Im Spiel des Lebens steht Charles Darrow klar auf der Verliererstraße. Die Weltwirtschaftskrise 1929 hat den Heizungsmonteur aus Pennsylvania den Job gekostet. Statt seinen Kummer im Alkohol zu ertränken, greift Darrow zu Pappe, Schere und Klebstoff und bastelt sich seinen eigenen amerikanischen Traum: Ein Brettspiel, bei dem es um nichts anderes geht als darum, durch Immobiliengeschäfte und Straßenaufkauf in Atlantic City, dem Urlaubsparadies der USA, mit einem kleinen Grundvermögen zum reichsten Menschen von allen zu werden. Inmitten der Depression wird das Spiel zum Hit unter Darrows Bekannten. In liebevoller Heimarbeit produziert der Handwerker zwei Spiele pro Tag, die er für vier Dollar unter die Leute bringt.Beim Unternehmen Parker hingegen kommt Darrows Konzept nicht an. 52 Fehler habe man gefunden, teilt man dem Bastler höflich mit, von denen die Länge der Spielzeit der gravierendste sei. Erst als die Tochter des Firmengründers nach mehreren Jahren die Würfel in die Hand nimmt, wendet sich das Blatt. Am 31. August 1935 meldet Parker das Spiel als "Monopoly" zum Patent an. Darrow erhält für seinen Spielplan ein stattliches Vermögen. Inzwischen haben rund 750 Millionen Menschen "Monopoly" gespielt. Mehr als 250 Millionen Mal hat es sich in 80 Ländern verkauft.

In Deutschland wird "Monopoly" schon bald zum Spielball politischer Entwicklungen. Nach der Machtergreifung Hitlers wird es verboten - angeblich, weil seine Grundidee des Geldraffens "zu jüdisch" sei. Vermutlich aber geht es Propagandaminister Josef Goebbels gegen den Strich, dass sein Berliner Nobelwohnort Schwanenwerder auf dem Spielfeld zum Verkauf steht. Nach dem Krieg kommt in Westdeutschland, das um seine Hauptstadt Berlin gebracht wurde, eine "Monopoly"-Version mit Phantasie-Straßennamen auf dem Markt – die erste und bisher einzige weltweit. In der DDR und in anderen Ländern des real existierenden Sozialismus indes bleibt "Monopoly" verboten. Unter dem Namen "Kapitalist" allerdings spielen es selbst Genossen heimlich. Alte Bretter werden kopiert und mit selbst gemachtem Papiergeld versehen. Dem Bastler Darrow hätte diese Vorstellung sicher gefallen.


Stand: 31.08.05