Als Großbritannien 1973 der Europäischen Gemeinschaft beitritt, bringen die Empire-Erben ein Problem mit, das auch die acht Altmitglieder ungelöst vor sich her schieben. Gerade erst haben die Briten ihre ehemaligen Kolonien in Afrika, der Karibik und im Pazifik in eine ungewisse Freiheit entlassen. Nun wird es Zeit, die zwar unabhängigen, aber bettelarmen Entwicklungsländer in den Wirtschaftskreislauf der EG einzubeziehen.Unter der Devise "Der Starke hilft dem Schwachen" vereinbaren die neun EG-Länder mit 46 Drittweltstaaten ein Handels- und Entwicklungshilfe-Abkommen. Es wird am 28. Februar 1975 in Lomé, der Hauptstadt Togos, unterzeichnet. Für viele Jahre gilt es als sicherer Weg aus der Armut. Ganz uneigennützig ist der Vertrag mit den "AKP-Staaten" (Afrika, Karibik, Pazifik) natürlich nicht: Europa will auch sicher gehen, sich künftig weiter wie gewohnt im "Kolonialwarenladen" bedienen zu können. Schließlich bieten die Ex-Kolonien reichlich unentbehrliche Bodenschätze: Kupfer, Phosphor, Kobalt und Zinn, Früchte, Kaffee, Zucker oder Kakao, die Liste ist lang.
Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks zu Beginn der 90er Jahre ändert sich die Verhandlungsposition der meisten AKP-Staaten drastisch. Plötzlich haben sie als Spielbälle im ideologischen Ost-West-Konflikt ausgedient. Als das Lomé-Abkommen im Jahr 2000 ausläuft, fällt die Bilanz niederschmetternd aus: Gegen den geballten Egoismus der reichen Industrienationen hatten die Ex-Kolonien keine Chance. Kaum ein Volk der inzwischen 71 AKP-Länder lebt in stabilen Verhältnissen. In vielen sind die Lebensumstände mörderischer denn je. All zu oft floss die angebliche Hilfe gezielt in solche Wirtschaftsbereiche, die vollständig in Händen europäischer, US-amerikanischer oder multinationaler Konzerne sind. Oder sie versandete in den korrupten Machtapparaten skrupelloser Marionetten-Herrscher. Bokassa, Idi Amin und Sékou Touré, Mobutu, Duvalier, Siad Barre oder Haile Selassie, die Liste ist lang.
Stand: 28.02.05