Stichtag

07. September 2005 - Vor 75 Jahren: Baudouin I. von Belgien wird geboren

Eigentlich will Baudouin Albert Charles Leopold Axel Marie-Gustave Herzog von Brabant ins Kloster gehen. Aber die Unbeliebtheit seines Vaters beim belgischen Volk macht dem strengen Katholiken einen Strich durch die Rechnung. Leopold III. ist in Verdacht geraten, mit den Nationalsozialisten kollaboriert zu haben. Als er aus der Internierung in Deutschland entlassen wird und 1950 in die Heimat zurückkehren darf, stößt er auf eine Front der Verachtung. Leopold dankt ab. 1951 besteigt Baudouin I. den Thron. Statt der Mönchskutte muss er nun die Königskrone tragen.
Aber das Amt ist nicht die einzige Bürde, die Baudouin, der am 7. September 1930 geboren wurde, zu tragen hat. Als er vier Jahre alt ist, stirbt seine Mutter. Vielleicht liegt hier der Grund für seinen späteren Ruf, der "traurige König" zu sein. 1960 heiratet der extrem schüchterne Baudouin die spanische Adelige Donna Fabiola de Mory y Aragon. An ihrer Seite gewinnt er an Format. Im gleichen Jahr entlässt er die Kolonie Kongo in die Unabhängigkeit. Bis auf die glückliche Ehe allerdings bleibt das Privatleben von Pech überschattet. Die Verbindung bleibt kinderlos. Nach mehreren Fehlgeburten beschließt das Paar, sich ganz den Untertanen zu widmen. Mit Bescheidenheit und klugen Entscheidungen erobern sie sich gemeinsam die Herzen der Belgier zurück.

Baudouins größter Wunsch ist ein vereintes Europa. "Nur solch ein Europa kann am ehesten dazu beitragen, die Wirtschaftskrise zu bekämpfen, Arbeitsplätze zu verteidigen und den Verführungen des Jeder-für-Sich sowie den engstirnigen und schädlichen Nationalismen zu widerstehen", ist seine Meinung. Zu Lebzeiten allerdings muss er sich den innernationalen Konflikten zwischen Flamen und Wallonen widmen. Die Genugtuung, seine Vision verwirklicht zu sehen, bleibt ihm verwehrt. Baudouin I. stirbt nach 42-jähriger Regentschaft 1993 an einem Herzleiden in seinem spanischen Urlaubsdomizil.


Stand: 07.09.05