Demonstrieren oder ausschlafen? Kämpfen oder genießen? Der 1. Mai ist ein zusätzlicher freier Tag - wenn er nicht gerade auf einen Sonntag fällt. Ausgerechnet Hitler hat den 1. Mai in Deutschland zu einem Feiertag gemacht. Doch die Tradition dieses Datums reicht viel länger zurück: Zum 100. Jahrestag des Sturms auf die Bastille treffen sich am 14. Juli 1889 in Paris 400 Vertreter sozialistischer Parteien und Gewerkschaften zu einem internationalen Kongress. Sie verabschieden unter anderem eine Resolution des französischen Delegierten Raymond Felix Lavigne: "In Anbetracht der Tatsache, dass eine solche Kundgebung bereits von dem amerikanischen Arbeiterbund für den 1. Mai 1890 beschlossen worden ist, wird dieser Zeitpunkt als Tag der internationalen Kundgebung angenommen."In Deutschland ist die Situation schwierig: Bis 1890 gilt das so genannte Sozialistengesetz. Die Sozialdemokraten dürfen sich nicht versammeln und keine eigenen Zeitungen verbreiten. Dennoch gehen am 1. Mai rund 100.000 Arbeiter auf die Straße. In den folgenden Jahren steigen die Teilnehmerzahlen. Der 1. Mai setzt sich als Protesttag durch. Die sozialdemokratische Presse darf Aufrufe veröffentlichen: "Genossen! Der 1. Mai, der Weltfeiertag der klassenbewussten, arbeitenden Bevölkerung aller Kulturländer, steht bevor und wird von den Arbeitern, welche die Aufgabe der Arbeiterklasse begriffen haben, allerorts in imposanter Weise gefeiert werden."
Nach Konflikten zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten kommt es 1929 zum so genannten Blutmai: Die Kommunistische Partei Deutschland (KPD) ruft - trotz Demonstrationsverbot - zu friedlichen Massenprotesten auf. Die Polizei schießt in die Menge. 33 Menschen sterben, über 200 werden verletzt. 1933 deuten die Nazis den 1. Mai zum "Tag der nationalen Arbeit" um: "Dieser Tag, der der Feiertag unseres Volkes ist, ist zugleich auch ein Huldigungstag für Sie", sagt Propagandaminister Goebbels am 1. Mai 1939 zu Hitler. Nach dem Zweiten Weltkrieg finden die Feiern zum 1. Mai in Deutschland über 40 Jahre getrennt statt. In der DDR werden die Aufmärsche am "Internationalen Kampf- und Feiertag der Werktätigen" immer mehr von oben geplant - bis hin zu den Aufschriften auf Transparenten. In der Bundesrepublik ist ab 1949 der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) für die offiziellen Maifeiern verantwortlich.
Stand: 01.05.05