Fast hätte Günter Guillaume sich selbst enttarnt. Der spätere enge Vertraute von Kanzler Willy Brandt ( SPD) hält den Staatsbesuch von US-Präsident John F. Kennedy 1963 in der Bundesrepublik mit einer Minikamera fest. "Seit wann fotografierst du mit einer Minox?", fragt ein Kollege irritiert. Denn der Apparat ist kaum größer als eine Zigarre. Der berühmteste ostdeutsche Spion der Nachkriegszeit druckst herum und bleibt die Antwort schuldig.Im Kalten Krieg wird "die Minox" zu einer wichtigen Waffe der verfeindeten Supermächte – und zum Symbol für die Arbeit der Geheimdienste in Ost und West. Jeder Kino-Agent, der sich keinen Mister Q leisten kann, fotografiert bei schummriger Beleuchtung seine eilig auf dem Schreibtisch verteilten Geheimunterlagen mit diesem nur acht Zentimeter langen und knapp 125 Gramm schweren Wunderwerk der Feinmechanik. Konstrukteur Walter Zapp hat die Karriere seiner Kamera befremdet, ja entsetzt. Der Deutsch-Balte wird am 4. September 1905 in Riga geboren. Nach seiner Fotografenlehre in Tallin will er einfach nur die kleinste Kamera der Welt erfinden – was ihm 1938 mit der "Riga-Minox" auch gelingt. Der stets in Schwarz gekleidete Zapp werkelt wie die Minox-Spione lieber still im Verborgenen und bis zu seinem Tod 2003 mit fast 98 Jahren bleibt er in der Öffentlichkeit ein Unbekannter. Doch kriminelle Energie ist ihm fremd.
So wird es Zapp gefreut haben, dass seine Erfindung mit ihrem acht mal elf Millimeter Bildformat auch bei zivilen Einsätzen hilfreich war. Beim Grubenunglück von Lengede 1961 zum Beispiel gab sie den Rettern wichtige Hinweise über den Zustand unter Tage. "Da konnte man nur eine Minox runterschicken mit Blitz, sodass man aufgrund dieser Aufnahmen entscheiden konnte, wo dann wirklich die Hauptbohrung durchgeführt wird", sagt Hubert Heckmann, Vorsitzender des 1. Deutschen Minox-Clubs. "Sonst wären die Verschütteten erschlagen worden."Stand: 04.09.05