"Ich habe nie das Bedürfnis, am Wochenende die Stadt einmal verlassen zu müssen", wird Allen einmal sagen. "Das wäre eher eine Qual für mich. Immer wenn ich woanders bin, zähle ich die Minuten." Oder er fährt gar nicht hin. Als sein Film "Der Stadtneurotiker" 1978 in Los Angeles für Film, Regie, Drehbuch und Hauptdarstellerin vier Oscars erhält, bleibt Allen lieber in seinem New Yorker Appartement und liest Zeitung.
Das Debüt wird zum Debakel
Geboren wird Allen am 1. Dezember 1935 als Allan Stewart Konigsberg im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Er wird in einem jüdisch geprägten Viertel in einfachen Verhältnissen groß. Die Mutter arbeitet als Buchhalterin, der Vater hält sich mit mehreren Gelegenheitsjobs über Wasser. Um sein Taschengeld aufzubessern, beginnt er schon früh, Witze zu schreiben, die er unter dem Pseudonym "Woody Allen" in Zeitungen unterbringt. 1947 kauft sich er sich eine Klarinette und ein Saxophon und legt damit den Grundstein für eine weitere seiner Leidenschaften: den Jazz.
Entgegen dem Wunsch seiner Eltern, Apotheker zu werden, geht Allen mit 20 Jahren ins Showgeschäft. Sein Debüt als Stand-Up-Komiker in einem Nachtclub 1960 gerät allerdings zum Debakel. 1962 schreibt Allen das Drehbuch zum Film "The Laughmaker", drei Jahre später steht er in Clive Donners Film "Was gibt’s Neues, Pussy?" vor der Kamera. In der Slapstickkomödie "Woody, der Unglücksrabe" (1969) mit einem neurotischen Helden, der durch die Umstände seiner ärmlichen Herkunft auf die schiefe Bahn gerät, führt er erstmals Regie.
Geniale Verlierertypen
Mit dem autobiografisch geprägten Film "Der Stadtneurotiker" (1977) über einen erfolgreichen und mit den Wassern der Psychoanalyse gewaschen jüdischen Komiker und Intellektuellen und seine Probleme in der Liebe schafft sich Allen endgültig ein Image des genialen, stets gehetzten und sich selbst mit Humor zerfleischenden Verlierertypen, wobei er bewusst die Grenzen zwischen seiner eigenen Persönlichkeit und der filmischen Figur verschwimmen lässt. Nach zwei gescheiterten Ehen und einer weiteren geplatzten Beziehung lebt Allen in den 80er Jahren mit Mia Farrow zusammen, die in vielen seiner Filme mitspielt. Mit ihr zieht er vier Kinder groß. 1992 beschuldigt ihn Farrow des Kindesmissbrauchs an ihrer Adoptivtochter Soon-Yi Previn, von dem Allen freigesprochen wird. 1997 heiratet er Soon-Yi Previn.
Unermüdlich dreht Woody Allen Filme: Jedes Jahr entsteht mindestens einer, über 60 sind es insgesamt. Dazu gehören Klassiker wie "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten" (1972), "Manhattan" (1979), "Hannah und ihre Schwestern" (1986), "Bullets Over Broadway" (1994) oder "Midnight in Paris". 24 Mal ist er für den Oscar nominiert, den er vier Mal auch erhält. Daneben entstehen zahlreiche Theaterstücke und Erzählungen, die Allen ausweisen aus einen der witzigsten Autoren der gegenwärtigen US-Literatur.
Stand: 01.12.2015
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