"Verdamp lang her": Vor 70 Jahren, am 30. März 1951, erblickt Wolfgang Niedecken in Köln das Licht der Welt. Er wächst im dichten Straßengewirr der Südstadt auf, geht dort zur Schule und zur Kommunion.
Schon als Jugendlicher spielt Niedecken in zahlreichen Bands, entschließt sich aber für das Studium einer anderen Kunstrichtung: Freie Malerei. "Ich hab' mich dazu berufen gefühlt, was mit meinen Händen zu machen. Da ist es auch egal, ob man Texte schreibt oder ein Bild malt", so Niedecken.
Mit "BAP" zum Erfolg
Erst nach dem Studium gründet er 1976 gemeinsam mit Gitarrist Hans Heres die Band "BAP". Der Name stammt vom Kölner Dialektwort für Vater, was gleichzeitig Niedeckens Spitzname ist. "Mein Vater hieß Bap, und irgendwann hatte ich selber den Namen an der Backe", sagt der Musiker.
Der ursprüngliche Plan, Coverversionen von Bob Dylan zu spielen, wird schnell verworfen. Niedecken: "Lass mal ehrlich sein: Am Anfang waren wir keine toll spielende Band. Wer hätte sich denn für uns interessiert, wenn ich auch noch auf Englisch gesungen hätte?" Also schreibt er Lieder auf Kölsch - und die kommen an. Denn der Dialekt wird nicht als Hürde, sondern als sprachliches Authentizitäts-Siegel wahrgenommen. Auch außerhalb des Rheinlands.
Innerhalb weniger Jahre steigt "BAP" vom lokalen Geheimtipp zur international gefeierten Rockband auf. Sie steht als Vorgruppe der "Rolling Stones" auf der Bühne, spielt mit Bruce Springsteen und tourt durch Nicaragua, China und die UdSSR.
Der "kölsche Dylan"
Nebenbei geht Niedecken auch eigene Wege. So ist der Musiker immer mal wieder allein mit Gitarre und Mundharmonika auf Tour, was ihm den Beinamen "kölscher Dylan" einbringt. Er veröffentlicht mehrere Solo-Alben und macht sich zudem als Maler einen Namen.
Niedecken ist seit jeher auch politisch engagiert. Schon Mitte der 70er Jahre rebelliert er gegen autoritäre Strukturen, einen alles Fremde ausschließenden Patriotismus und den Kalten Krieg. "Ich denke viel über Ungerechtigkeiten in der Welt nach", erklärt der Sänger seinen Antrieb. 1992 nutzt Niedecken seine Popularität und initiiert in Köln unter dem Motto "Arsch huh, Zäng ussenander" ein Open-Air-Konzert gegen rechte Gewalt und Fremdenhass. Die Resonanz ist mit mehr als 100.000 Besuchern gewaltig.
Im November 2011 erleidet der Musiker einen Schlaganfall, von dem er sich aber vollständig erholt. Er sei "sehr dankbar für die ersten sieben Jahrzehnte", sagt Niedecken und freut sich noch auf viele weitere Konzerte: "Noch traue ich mir das zu."
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