Er gehört zu den einflussreichsten FDP-Politikern der 1960er und 1970er Jahre: Willi Weyer fungiert zwischen 1964 und 1968 als stellvertretender Bundesvorsitzender der Liberalen, vor allem ist er aber in Nordrhein-Westfalen aktiv. Unter vier Ministerpräsidenten ist er dort zwischen 1954 und 1975 Wiederaufbau-, Finanz- und Innenminister. Drei Mal ist er in dieser Zeit auch stellvertretender NRW-Regierungschef.
Den Liberalismus habe er mit der Muttermilch eingesaugt, sagt der am 16. Februar 1917 im westfälischen Hagen geborene Weyer. Sein Vater ist Anwalt und während der Weimarer Republik Mitglied der Demokratischen Partei. Das hindert Weyer allerdings nicht, 1937 als Student in die NSDAP einzutreten und bis 1945 Mitglied zu bleiben. Er studiert Jura und Volkswirtschaft an den Universitäten Bonn, Jena und München. Nach Kriegsende wirkt sich seine Zugehörigkeit zur Nazi-Partei nicht negativ auf seine Karriere aus: 1946 wird Weyer in Hagen für acht Jahre Syndikus des Einzelhandelsverbandes Südwestfalen.
Zwei Mal die Koalitionen gewechselt
Bereits 1945 schließt sich Weyer den Liberalen an. Im Jahr darauf wird er Landesvorsitzender der Jungdemokraten in NRW, ab 1950 ist er stellvertretender und ab 1956 für 16 Jahre Landesvorsitzender der FDP. Zum ersten Mal macht Weyer bundesweit Schlagzeilen, als er - Wiederaufbauminister im Kabinett von CDU-Ministerpräsident Karl Arnold - 1956 die Koalition wechselt. Nach dem Sturz Arnolds wird er Finanzminister und stellvertretender Ministerpräsident im Kabinett von Fritz Steinhoff (SPD).
Zehn Jahre später tauscht Weyer erneut die CDU gegen die SPD als Koalitionspartner aus. Als Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident in einer neuen CDU-FDP-Koalition lässt er seinen Regierungschef Franz Meyers im Stich und bildet mit Heinz Kühn die zweite sozialliberale Koalition in NRW.
Etwa 1.900 Kommunen fusioniert
Zu Weyers politischen Projekten gehört die Kommunale Gebietsreform. Damit sorgt er dafür, dass von über 2.300 Städten und Gemeinden in NRW nur gut 400 übrig bleiben. Außerdem gibt er einen "Beamtenknigge" für den Umgang mit den Bürgern heraus. Linken gegenüber gilt er als Hardliner: Polizeieinsätze bei den Demonstrationen gegen die Notstandsgesetzgebung leitet er persönlich. Er befürwortet auch den Einsatz von Pferden und Hunden zur Einschüchterung von Demonstranten.
Andere Ideen - wie sein Wunsch, angesichts der Staugefahr "eigene Autobahnen für den Lastwagenverkehr" zu bauen - kann er nicht umsetzen. Auch ein "Polizeisender" mit leichter Musik und "ständigen Meldungen über Verkehrsverhalten" wird nicht realisiert. Dafür übernimmt der WDR die Verkehrsmeldungen in sein Programm.
Zweite Karriere als DSB-Präsident
Nachdem Weyer im Mai 1974 zum Präsidenten des Deutschen Sportbundes (DSB) gewählt wird, zieht er sich allmählich aus der Politik zurück. Aus der Düsseldorfer Landesregierung scheidet er nach der Landtagswahl im Mai 1975 aus. Der frühere Wasserballer setzt sich als DSB-Präsident für den Breitensport ein, aber auch für Leistungssport ohne Doping. 1980 befürwortet er den Boykott der Olympischen Spiele in Moskau. 1986 zieht Weyer sich aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurück. Am 25. August 1987 stirbt er bei einem Strandspaziergang auf der Insel Juist an Herzversagen.
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