Otto Grotewohl (SPD) und Wilhelm Pieck (KPD) (r.) in einer Pause des SED-Vereinigungsparteitags 1946

7. September 1960 - Wilhelm Pieck stirbt in Ost-Berlin

Stand: 07.09.2020, 00:00 Uhr

Sein Name wird in der DDR oft verliehen: an ein Kunsteis-Stadion, ein Segelschulschiff, an die Universität in Rostock, an seine Geburtsstadt Guben und an die "Pionierrepublik" am Werbellinsee - eine Art Freizeitpark mit ideologischer Dauerberieselung.

Gemessen daran gehört Wilhelm Pieck eher zu den Vergessenen der deutschen Geschichte. Dabei ist der am 3. Januar 1876 geborene Sohn eines Kutschers und einer Wäscherin immer mittendrin im politischen Geschehen seiner Zeit. Mit 20 Jahren geht er nach Bremen, arbeitet als Tischler, heiratet und tritt in die SPD ein.

Wilhelm Pieck, dt. Politiker (Todestag 07.09.1960)

WDR 2 Stichtag 07.09.2020 04:15 Min. Verfügbar bis 05.09.2030 WDR 2


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Lernt Lenin kennen

Ab 1907 besucht Pieck die SPD-Parteischule in Berlin, wo er auch von Rosa Luxemburg unterrichtet wird. Während des Ersten Weltkrieges steht er vor Gericht, weil er gegen den Krieg agitiert. Er kann fliehen und geht nach Holland ins Exil. Im Oktober 1918 kehrt er zurück und wird Mitarbeiter von Karl Liebknecht, der mit Luxemburg den Spartakusbund anführt.

Als der Spartakusbund im Dezember 1918 in der neu gegründeten KPD aufgeht, wird Pieck in die Zentrale der Partei gewählt. 1921 arbeitet er in Moskau als KPD-Vertreter im Exekutivkomitee der "Kommunistischen Internationale" mit Lenin zusammen.

Stalins Politik unterworfen

In der KPD-Zentrale kann sich Pieck bis 1933 halten, weil er sich der jeweils der wechselnden Führung anpasst. Als die Nazis nach ihrer Machtübernahme KPD-Chef Ernst Thälmann verhaften, wird Pieck zu seinem Vertreter bestimmt. Sein Name landet auf der ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reiches.

Pieck flieht nach Paris, später nach Moskau. Rund 5.000 deutsche Kommunisten fliehen vor den Nazis nach Moskau. Doch viele überleben Stalins "Säuberungen" nicht - Pieck schon. Er kennt Stalin von früher und hat sich dessen Politik unterworfen. Jetzt spricht Pieck vom "Gesindel, dass wir in unseren Reihen haben".

Einfluss schwindet

1945 kehrt Pieck nach Berlin zurück und sorgt für die Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED. 1946 wird er gemeinsam mit Otto Grotewohl Vorsitzender der Partei. Dennoch geht Piecks Einfluss zurück.

Im Oktober 1949 wählt ihn die Provisorische Volkskammer zum ersten Präsidenten der neu gegründeten DDR - einem eher repräsentativen Posten. Als jovialer Landesvater ist er an politischen Entscheidungen kaum noch beteiligt. Walter Ulbricht wird der starke Mann.

Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit zieht sich Pieck zurück. Nach seinem Tod am 7. September 1960 in Ost-Berlin wird das Amt des Präsidenten abgeschafft und durch den DDR-Staatsrat ersetzt.

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