Satellitenkarte mit Sturmwarnung vor Orkan Kyrill

14. Mai 1692 - Erste Wettervorhersage in London veröffentlicht

Stand: 14.05.2017, 00:00 Uhr

Zu allen Zeiten haben die Menschen versucht, aus Naturerscheinungen und Planetenkonstellationen abzuleiten, welches Wetter sie erwartet. So entstehen Wetter- und Bauernregeln als Urform der Meteorologie: Siehst du Nebel auf Seen und Auen, kannst du getrost auf schönes Wetter bauen.

Meteorologie ist die Lehre von den physikalischen und chemischen Vorgängen in der Atmosphäre sowie ihren Wechselwirkungen mit der festen und flüssigen Erdoberfläche und dem extraterrestrischen Raum. Lange Zeit aber fehlt das Wissen, um diese komplexen Zusammenhänge erkennen und deuten zu können.

Wettervorhersage zum Selberbasteln

Erst die Erfindung von Messgeräten wie Barometer und Thermometer im 17. Jahrhundert ermöglicht die Begründung der wissenschaftlichen Wetterkunde. Viele europäische Gelehrte wie Galileo Galilei und Evangelista Torricelli haben daran entscheidenden Anteil. Belegt ist unter anderem, dass der Magdeburger Otto von Guericke 1660 nach einem rapiden Abfall seines Barometers die erste treffende Vorhersage eines nahenden Sturms verkündet.

Vor 325 Jahren dann, am 14. Mai 1692, wird in einer Londoner Zeitschrift der erste Wetterbericht der Welt abgedruckt. Jeder Abonnent muss daraus allerdings seine eigene Wetterprognose herauslesen, denn es werden lediglich lange Tabellen mit Messwerten etwa über Windstärken und Luftdruck veröffentlicht. 1780 richtet Karl Theodor, Kurfürst von der Pfalz, in Mannheim das erste internationale Netz zur Wettermessung ein.

Mehrere Wochen für Sechs-Stunden-Prognose

Die "Societas Meteorologica Palatina" sammelt Werte aus 39 Stationen von Neuengland über Grönland bis zum Ural. Obwohl die Daten beim Eintreffen in Mannheim bereits Monate alt sind, liefern sie wichtige Erkenntnisse, sagt der Meteorologe Rüdiger Harting vom Deutschen Wetterdienst in Hamburg: "Stück für Stück hat man erkannt: Es gibt Hoch- und Tiefdruckgebiete und der Wind weht in bestimmten Richtungen um diese Gebiete herum."

Mitte des 19. Jahrhunderts ermöglicht dann die Erfindung der Telegrafie, viele Messwerte schnell und kontinuierlich zu übermitteln. Ungelöst bleibt aber das Problem, den ungeheuren Wust an eingesammelten Daten auszuwerten. So braucht etwa der Brite Lewis Fry Richardson 1922 noch mehrere Wochen, um eine Sechs-Stunden-Vorhersage zu erstellen – die sich damit praktisch erübrigt. Den entscheidenden Durchbruch bringt erst die Entwicklung des Computers.

Chaos in der Wetterküche

Die moderne Meteorologie versucht, das Wettergeschehen mit mathematischen Gleichungen zu erfassen. "Dazu wird der Globus mit einem virtuellen Gitternetz überzogen", erklärt Rüdiger Harting. "An jedem Netzknoten berechnen wir die wesentlichen Parameter wie Druck, Temperatur und Feuchte." Aus diesem Anfangszustand ergeben sich die Aussichten für die nächsten Tage. Doch trotz leistungsfähiger Rechner sind den Prognosen der "Wetterfrösche" Grenzen gesetzt.

Denn je weiter in die Zukunft hochgerechnet wird, umso ungenauer ist die Vorhersage, da der Anfangszustand nie ganz exakt getroffen werden kann. Eine Prognose über zehn Tage hinaus sei derzeit wenig seriös, meint Harting: "Nach unserem jetzigen Kenntnisstand wird man auch nicht viel weiter kommen, weil die Atmosphäre ein chaotisches System ist." Immer wieder entstehen in der globalen Wetterküche Zustände, die nicht vorhersehbar sind. "Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir mal über 14 Tage hinaus kommen, eher gering."

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