Nach 45 Jahren Hörfunk und 25 Jahren Fernsehen in Düsseldorf geht der WDR im März 1991 erstmals in einem eigenen Haus auf Sendung. "Wir hoffen, dass noch viele weitere gute Programme von hier aus ihre Reise in den Äther antreten werden"', begrüßt Moderator Klaus Schmidberg die Hörer der Sendung "Guten Morgen aus Düsseldorf". Mittags folgen die Fernsehkollegen mit ihrem aktuellen "Börsenbericht".
Die Zeiten der Untermiete sind nun in Düsseldorf vorbei. WDR-Intendant Friedrich Nowottny empfängt am 2. Mai 1991 den Ministerpräsidenten und andere Prominente, um das Funkhaus offiziell einzuweihen. Die Architekten Brigitte und Christoph Parade haben auf einer dicken Betonplatte im alten Hafen rund 6.000 Quadratmeter Nutzfläche neu geschaffen: Studios, Büros, Schnittplätze, Pausenräume und eine begrünte Dachterrasse.
Panoramablick im Aufzug
Landesvater Johannes Rau ist von der hohen Eingangshalle mit den blau eingefassten Fenstern beeindruckt. Kein Wunder, die Fahrt im gläsernen Aufzug bietet eines der schönsten Panoramen der Stadt: Rhein, Fernsehturm, Landtag und Jachthafen auf einen Blick.
Die Nachbarschaft an der Rückseite des Gebäudes ist da weit weniger schick. "Bis dahin war das ein auch ziemlich runtergekommener Düsseldorfer Hafen", erinnert sich Radio-Redakteur Stefan Lauscher an die Anfänge in der Stromstraße 24. Wo heute Bürogebäude von namhaften Architekten wie Frank O´Gehry stehen, sind 1991 noch Lagerhallen und Hafenkräne.
Lokalzeit-Redakteurin Petra Krings fühlt sich als Reporterin im Funkhaus anfangs ziemlich verloren: "Manchmal sind wir hier abends über die Flure gelaufen und haben uns furchtbar erschrocken, weil es plötzlich polterte." Dann sei wieder ein Bauarbeiter mit einer riesigen Scheibe um die Ecke gekommen. "Man wusste nicht so recht, gehört der jetzt eigentlich hierhin? Es war schon ein bisschen merkwürdig", erzählt Krings.
Neue Umzugspläne in die andere Richtung
Die neue Düsseldorfer Residenz bringt allerdings die Kölner WDR-Belegschaft in Aufruhr. Das etwas zu groß geratene Haus muss gefüllt werden. Deshalb will der Intendant einige Redaktionen aus der Domstadt nach Düsseldorf verlegen, doch die meisten Kölner Mitarbeiter wollen nicht wechseln. Die Redakteursversammlung schickt Petitionen gegen die Umzugspläne - vergeblich. Am Ende ziehen die "Aktuelle Stunde", "Hier und Heute" und "West 3 aktuell" doch den Rhein hinunter ins neue Landesstudio.
Heute sendet der WDR täglich viereinhalb Stunden Fernsehen live aus Düsseldorf. Daneben versorgen die rund 500 Mitarbeiter in dem vierstöckigen Gebäude Fernsehen, Radio und Internet des WDR mit Informationen aus der Region und Landespolitik. Nach 25 Jahren stehen nun die nächsten großen Veränderungen für das Funkhaus an: Der WDR wird ab 2021 seine aktuelle Berichterstattung im ehemaligen Kölner Filmhaus, das derzeit saniert wird, bündeln. Nach Fertigstellung sollen die Redaktionen der "Aktuellen Stunde" und "WDR Aktuell" nach Köln wechseln. Wie die dann frei werdenden Flächen im Düsseldorfer Funkhaus genutzt werden können, wird derzeit noch geprüft.
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