Walter Cronkite, 1996

4. November 1916 – Geburtstag des Journalisten Walter Cronkite

Stand: 04.11.2016, 00:00 Uhr

150 über die Welt verstreute Korrespondenten, ein Netz von Leitungen nach Übersee und quer durch ganz Amerika. Die Nachrichtensendung des US-Fernsehkonzerns Columbia Broadcasting System (CBS) hat ein weit verzweigtes Informationssystem. Am Ende des Tages aber laufen alle Informationen in einem einzigen Newsroom im CBS-Hauptquartier in New York zusammen. Und Walter Cronkite hält sie zusammen.

Von 1962 bis 1981 ist Cronkite der Chef vor und hinter der Kamera bei den halbstündigen CBS-Abendnachrichten, Sprecher, Moderator, Redakteur – und vor allem: der Mann, der den Nachrichten ein Gesicht gibt. Souverän, glaubwürdig, informierend und unparteiisch. "Er war das Herz Amerikas, er war Amerikas Gewissen", sagt Cronkites Kollege Mike Wallace. "Er war 'Onkel Walter'. Der vertrauenswürdigste Mann im ganzen Land."

Zur rechten Zeit am rechten Ort

Geboren wird Cronkite am 4. November 1916 als Sohn eines Zahnarztes in Saint Joseph im US-Bundesstaat Missouri im Mittleren Westen. Während seines Studiums der Politik- und Rechtswissenschaften arbeitet er als Universitätskorrespondent der Zeitung "Houston Post". Von 1942 bis 1945 ist er Kriegsberichterstatter der Agentur United Press International (UPI) und Auslandskorrespondent in Amsterdam und Brüssel. 1946 berichtet er von den Nürnberger Prozessen. Zwei Jahre später kommt er als Hörfunk-Korrespondent zu den CBS News. 1950 wechselt er zum Fernsehen.

Seinen ersten bedeutenden Auftritt hat Cronkite 1952 in Chicago, als Republikaner und Demokraten auf ihren Wahlparteitagen ihren Präsidentschaftskandidaten nominieren: Zum ersten Mal in der US-Geschichte wird live übertragen, wie Delegierte diskutieren und zur Urne schreiten. Zehn Jahre später wird Cronkite Anchorman der CBS Evening News. Er ist der rechte Mann zur rechten Zeit. Das Fernsehen erobert gerade das amerikanische Wohnzimmer, und Cronkite erhält dort einen festen Platz. Wenn er erscheint, versammelt sich die ganze Familie in den Sesseln, um ihm zu lauschen – auch, weil die anderen großen Medienkonzerne niemand Vergleichbaren haben. 1973 wählen die TV-Zuschauer Cronkite zum "Most Trusted Man in America".

"Jetzt habe ich verloren"

In den USA schreiben zahlreiche Cronkite-Momente Fernsehgeschichte. 1963 überbringt er den US-Bürgern die Nachricht von der Ermordung John F. Kennedys. Mit Sprachlosigkeit, Stammeln, Aufregung und Begeisterung informiert er 1969 über die Mondlandung von Neil Armstrong. Und 1979, nach Monaten ergebnisloser Verhandlungen bei der Geiselname in der US-Botschaft in Teheran, beginnt Cronkite am Ende jeder Sendung die Tage der Gefangenschaft zu zählen, Sendung für Sendung, bis zum 444. Tag, dem 20. Januar 1981, dem "ersten Tag der Freiheit für die amerikanischen Geiseln im Iran".

Immer objektiv will Cronkite berichten. Mit dem Satz "And that’s the way it is" („So ist es eben“) beendet er dem entsprechend seine Sendung. Nur einmal ergreift er vehement Partei, während des Vietnamkriegs, Anfang 1968, kurz nach der verheerenden Tet-Offensive der nordvietnamesischen Armee und der Vietcong-Guerilla gegen US-Truppen. Entgegen der offiziellen Regierungsmeinung erklärt er den Vietnamkrieg in einer Sondersendung für aussichtslos. Das führt über Nacht zu einem Umschwung der öffentlichen Meinung. Damals soll Präsident Lyndon B. Johnson, der vor dem Fernseher sitzt, zu seinem Pressesprecher gesagt haben: "Jetzt habe ich verloren". Kurz darauf gibt Johnson bekannt, für eine zweite Amtszeit nicht mehr zur Verfügung zu stehen.

Nach 19 Jahren verlässt Cronkite 1981 die CBS Evening News. "Onkel Walter" stirbt 2009 mit fast 93 Jahren in New York.

Programmtipps:

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. November 2016 ebenfalls an Walter Cronkite. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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