Sie wird gefeiert als Heldin des Sozialismus: Valentina Tereschkowa, die erste Frau im Weltraum. Knapp drei Tage verbringt sie im All, in der engen Raumkapsel "Wostok 6". Von dort meldet sie sich mit ihrem Funknamen "Tschaika", auf Deutsch "Möwe": "Hier spricht die 'Möwe'. Der Flug läuft gut! An Bord ist alles in Ordnung!"
Erst Juri Gagarin, dann Valentina Tereschkowa
Gestartet ist Tereschkowa am 16. Juni 1963 vom Weltraumbahnhof Baikonur in der kasachischen Steppe. Per Funk gratuliert kein geringerer als Staatschef Chruschtschow. "Ich bin sehr stolz darauf, dass unser Mädchen das erste im Weltraum ist! Das ist ein Triumph der Ideen Lenins."
Beim damaligen Wettlauf ins All gelingt der Sowjetunion ein Erfolg nach dem anderen: zuerst Sputnik, der erste künstliche Satellit. Dann Juri Gagarin, der erste Mensch im All. Und schließlich Walentina Tereschkowa, die erste Frau im All. Wieder ist man den USA, dem Rivalen im Kalten Krieg, voraus.
Von der Textilfabrik in den Weltraum
Die 26-jährige Tereschkowa war Arbeiterin in einer Textilfabrik. Jetzt jubeln ihr tausende Menschen auf dem Roten Platz in Moskau zu. Ihr Porträt im weißen Kosmonautenhelm erscheint auf Plakaten, Briefmarken – und in den Geschichtsbüchern.
Verschwiegen wird anfangs, dass der Flug nicht glatt gelaufen ist. Tereschkowa soll an großer Übelkeit gelitten haben. Zudem gab es technische Probleme, beinahe wäre es zur Katastrophe gekommen.
Erste deutsche Frau im All?
Bis heute wird Tereschkowa in Russland bewundert. Bei den Winterspielen von Sotschi 2014 darf sie die Olympische Fahne tragen. Derzeit ist die 81-Jährige Abgeordnete im russischen Parlament, sie unterstützt die Politik von Wladimir Putin.
Seit ihrem Weltraumflug von damals ist die Gleichberechtigung im All nur langsam vorangekommen: Weltweit waren inzwischen mehr als 550 Menschen im Weltraum, nur zehn Prozent davon Frauen. Die elf deutschen Raumfahrer waren und sind allesamt Männer. Ob sich das bald ändert?
Immerhin gibt es in Deutschland die Initiative "Astronautin", die 2020 die erste deutsche Frau ins All schicken will – wenn genügend Sponsorengelder zusammenkommen.
Die Weltraum-Pionierin Valentina Tereschkowa sagte jedenfalls einmal: "Du siehst die Erde und begreifst, wie klein sie ist. Und es wird klar, wie viele Dinge uns auf der Erde verbinden – und wie unbedeutend die Dinge sind, die uns trennen."
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