Uta Ranke-Heinemann, 1988

2. Oktober 1927 - Geburtstag von Uta Ranke-Heinemann

Stand: 02.10.2017, 00:00 Uhr

Uta Ranke-Heinemann will den Dingen auf den Grund gehen, und das von Kinderbeinen an. Vier Jahre ist sie alt, da notiert ihre Mutter im April 1932 in ihr Tagebuch, wie sich die Tochter jeden Abend an ihrem Bett festhält und erfahren möchte, wohin die Toten gehen. "Dann hat mein Mütterchen gesagt: 'Die sind im Himmel'", wird sie sich später erinnern. "Und dann habe ich gesagt: 'Das müsste ich aber sofort nachgucken'." Wochenlang sei das so gegangen.

Eigentlich ist dieses religiöse Thema aber eines, das Ranke-Heinemann als katholische Theologin Zeit ihres Lebens beschäftigt. An ein Leben nach dem Tod glaubt sie immer noch. Auch, wenn sie ihren eigentlichen Glauben an Gott inzwischen verloren hat.

Uta Ranke-Heinemann, Theologin (Geburtstag 02.10.1927)

WDR 2 Stichtag 02.10.2017 04:03 Min. Verfügbar bis 30.09.2027 WDR 2


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"So, jetzt werde ich katholisch"

Geboren wird Ranke-Heinemann am 2. Oktober 1927 in Essen. Der rebellische Geist liegt ihr im Blut: Im Nationalsozialismus ist ihr Großvater im Widerstand. Ihr Vater, der spätere Bundespräsident Gustav Heinemann, erzieht sie streng protestantisch; ihr Wunsch, zum Katholizismus zu konvertieren, trifft ihn tief. Sie habe in den 1950er Jahren, während ihres Studiums der evangelischen Theologie in Basel, Oxford, Montpellier und Bonn herausgefunden, dass den Katholiken von den "Evangelischen" einiges Unrecht widerfahren sei, gibt sie als Begründung an. "Und ich hatte immer das Gefühl, mich mit Unterdrückten zu solidarisieren, und darum habe ich gedacht: 'So, jetzt werde ich katholisch'."

Ab 1953 studiert Ranke-Heinemann katholische Theologie in München, unter anderem mit Joseph Ratzinger. Ein Jahr später heiratet sie den katholischen Religionslehrer Edmund Ranke, den sie seit Schulzeiten kennt und mit dem sie bis zu dessen Tod 2001 nach eigener Aussage eine glückliche Ehe führt. Als erste Frau der Welt schafft sie es, sich 1969 in katholischer Theologie bei Karl Rahner zu habilitieren. Ein Jahr später erhält sie eine Professur.

In der Kirche aufräumen

Unter anderem in Duisburg und Essen unterrichtet Ranke-Heinemann Kirchengeschichte. Dabei stört sie von Anfang an, "dass man in den Kirchen seinen Verstand abgeben muss." Mit der reinen Lehre legt sie sich immer wieder an, die päpstlichen Einlassungen zu Onanie und zum vorehelichen Geschlechtsverkehr sind ihr ein Dorn im Auge. Jesus ist für sie nur im übertragenen Sinne Gottes Sohn. Und als Johannes Paul II. 1987 nach Deutschland reist, bekennt sie live im WDR, nicht an die Jungfrauengeburt zu glauben: "Da steckt diese ganze sexualfeindliche, sexualpessimistische Entwicklung der zölibatären Kirche drin. Da muss einfach mal aufgeräumt werden." Tausende Briefe mit Beschimpfungen sind die Folge. Und der bischöfliche Entzug der Lehrerlaubnis.

Der breiten Öffentlichkeit wird Ranke-Heinemann 1988 durch ihren Bestseller "Eunuchen für das Himmelreich. Katholische Kirche und Sexualität" bekannt, den die Theologin, die zwölf Sprachen spricht, auch gleich noch übersetzt. Und durch zahlreiche Auftritte in Fernseh-Talkshows, in denen sie ihre provokanten Thesen, auch zur Pädophilie von Geistlichen, wortgewandt vertritt. "Von dem Gott mit den blutigen Händen, der seinen einzigen Sohn für uns opferte", hat sie sich da längst abgewandt.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 2. Oktober 2017 ebenfalls an den Geburtstag von Uta Ranke-Heinemann. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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