"In der 'Zauberflöte' ist eben alles, was Theater ist, und alles, was Musik ist, alles, was Oper ist, alles, was Schauspiel ist", sagt Thomas Bernhard einmal, österreichischer Schriftsteller. Tatsächlich haben Wolfgang Amadeus Mozart und sein Librettist Emanuel Schikaneder im Jahr 1791 ein buntes Gemisch aus Märchen, Bildungsroman und Volkstheaterstück ausgeheckt. Am 30. September 1791 wird "Die Zauberflöte" in der Wiener Vorstadt uraufgeführt. Handwerker, Landarbeiter, Kleinbürger, Großbürger – alle strömen herbei, um die neue Oper zu sehen.
Prägend fürs Leben
"Man kann das Stück wie ein Kind anschauen", sagt Barrie Kosky, Regisseur der turbulentesten und liebevollsten "Zauberflöten"-Inszenierung der vergangenen Jahre, an der Deutschen Oper am Rhein, in der Spielzeit 2015/16. In aufwändigen Computer-Animationen lässt Kosky seine Sänger wie in einem riesigen Bilderbuch zappeln. Aber er blickt auch hinter das Spektakel. "Mozart hatte ein geniales Gespür für das ganze Spektrum von Lächeln und Tiefe, von Weinen und Tränen, von Spaß und Freude und von Angst und Weh."
Auch Elke Heidenreich prägte die Oper fürs Leben. "Dieses Überwältigende der Gleichzeitigkeit von Gesang, Schauspiel, Bild und Musik, das hat mich sofort umgehauen. Ich war wie angefixt, es war wie eine Droge", sagt die Schriftstellerin und Literaturkritikerin.
Utopie des friedlichen Zusammenlebens
"Mann und Weib und Weib und Mann reichen an die Gottheit an" ‒ singen der Vogelhändler Papageno, ein Mann der Unterschicht, und die adlige Prinzessin Pamina im Duett. Junge Menschen aus allen Schichten träumen vom Guten im Menschen und der Utopie des friedlichen Zusammenlebens. Am Ende der Oper akzeptieren die Figuren die Regeln der Erwachsenen ‒ allen voran des Priesters Sarastro. Aber der aufklärerische Kern der "Zauberflöte" bleibt.
Handwerker und Freimaurer im Publikum
Emanuel Schikaneder heißt der rührige Theatermann, der "Die Zauberflöte" bei Mozart bestellt. Er leitet das Theater im "Freihaus auf der Wieden", einem Wohn- und Geschäftskomplex in der Wiener Vorstadt. Sein Publikum ist bunt gemischt: Im Parkett sitzen Handwerker und Kleinbürger auf groben Stühlen, und von den bequemen Logen schaut die bessere Gesellschaft auf die Bühne. Ihnen allen soll etwas geboten werden.
Schikaneder lässt sich "Die Zauberflöte" viel kosten. Das Orchester ist groß besetzt, und für die Rolle der Königin der Nacht engagiert er Mozarts Schwägerin, die extrem hohe Töne singen kann. "Liebstes, bestes Weibchen!“, schreibt Mozart kurz nach der Premiere am 30. September 1791, an seine Frau Konstanze. "Eben komme ich von der Oper; ‒ Sie war eben so voll wie allzeit.‒ man sieht recht, wie sehr und immer mehr diese Oper steigt."
Wenige Wochen später ist Mozart tot. Seine letzte Oper, "Die Zauberflöte", ist bis heute die am meisten aufgeführte deutsche Oper.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 30. September 2016 ebenfalls an Mozarts "Zauberflöte". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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