Kabel-Verlegemaschine an Bord der "Great Eastern" (Radierung, Sepia)

27. Juli 1866 - Erste dauerhafte Kabelverbindung über den Atlantik

Stand: 27.07.2016, 00:00 Uhr

London 1864, nachts am Ufer der Themse, sieht der US-Amerikaner Cyrus Field, wie perfekt das riesige Schiff, die "Great Eastern", für sein Vorhaben geeignet ist. Cyrus Field, Präsident der Atlantic Telegraph Company, hat eine Gruppe Ingenieure, Wissenschaftler und Finanziers für seine Lebensaufgabe zusammengeholt: Er will ein Telegraphenkabel quer durch den Atlantik verlegen, von Irland nach Neufundland.

Doch wie sollen sie das 2.000 Meilen lange Kabel transportieren? Es passt in kein gewöhnliches Schiff. Aber da liegt die "Great Eastern", ein gigantisches Schiff, fünfmal größer als jedes andere zu dieser Zeit. "Field sah sofort, wie perfekt es war. Nur dieses Schiff konnte das komplette Kabel aufnehmen", schreibt John Steele Gordon, US-amerikanischer Autor des Sachbuchs "A Thread Across the Ocean: The Heroic Story of the Transatlantic Cable".

Das Kupferkabel reißt und verschwindet im Meer

Also kauft Cyrus Field das Schiff, lässt es ausweiden und riesige Kabelwannen einbauen. Ende Juli 1865 ist das Transatlantikkabel gefertigt und im Bauch der "Great Eastern" verstaut. Die Verlegung beginnt von Irland aus. "575 Meilen abgerollt", schreibt der Chronist an Bord. "Schwere See. Das Kabel rollt aber weiterhin sauber ab." Cyrus Field hat höchstpersönlich Wachdienst an der Kabelwanne, als sich ein Stück Draht verkantet. "Stoppt die Maschinen! Stoppt das Abrollen des Kabels! Stoppt die Maschinen!", ruft er.

Bei der Reparatur reißt das Kupferkabel im starken Seegang, verschwindet im Meer. Die "Great Eastern" fährt nach England zurück. "Fields Charakter zeigt sich bei solchen Fehlschlägen. Als er gefragt wurde, was er machen werde, wenn es schief gehe, antwortete er: Bilanz ziehen und neu anfangen“, erzählt John Steele Gordon.

Zwölf Tage brauchen die Nachrichten per Schiff

Mit 30 Jahren war Cyrus Field bereits reich geworden und suchte eine neue Herausforderung. Er fand sie 1852 in der Telegraphie. Acht Jahre nach Samuel Morses Erfindung verbreiten sich Nachrichten blitzschnell über die Kontinente. Nur über den Atlantik brauchen sie per Schiff zwölf Tage. "Da erkennt Field auf einem Globus: Von Neufundland nach Irland wäre der kürzeste Weg über den Atlantik. Ein Kabel würde zwölf Tage sparen, die Nachrichten wären sofort da", schreibt John Steele Gordon.

Investoren findet er im reichen Freundeskreis. Selbst der Kabelriss nach 1.300 Meilen hält ihn nicht auf. Field organisiert sich neues Geld, produziert ein neues Kabel - und am 27. Juli 1866 verbindet das Telegraphenkabel endlich Alte und Neue Welt.

John Steele Gordon schreibt: "Das Kabel war das große Ereignis im Leben des Cyrus Field. Er ging auf die 50 Jahre zu, als es fertig und erfolgreich war, und ihn sehr reich machte ... Doch dann verlor er das meiste an der Wall Street. Als er 1892 starb, war er immer noch berühmt und hochgeehrt."

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 27. Juli 2016 ebenfalls an die Verlegung des ersten Transatlantikkabels. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

Stichtag am 28.07.2016: Vor 275 Jahren: Begräbnis des Komponisten Antonio Vivaldi