Robert Schwan ist der erste hauptberufliche Fußball-Manager in Deutschland. Er macht den FC Bayern München zum Weltverein. Vor allem aber macht er Franz Beckenbauer zum Kaiser. "Der Schwan ist ja aufgegangen im Franz", erinnert sich Beckenbauers Sohn Michael. "Der hat nur den Franz gesehen, nochmal den Franz und nochmal den Franz und sonst niemand."
Als der gerade einmal 20-jährige Beckenbauer für Haargel-Werbung 800 Mark bekommen soll, sagt Schwan: "Spinnst du? 800 Mark? 8.000 Mark!". Und Beckenbauer antwortet: "Ja, wenn Sie das besser können, bitteschön, dann machen Sie das." Und so, sagt Franz Beckenbauer, "ist das dann in seine Hände übergegangen."
Der "große weiße Vogel"
Geboren wird Schwan am 20. November 1921 in München. Nach dem Zweiten Weltkrieg bringt er es vom Gemüsehändler zum Versicherungsdirektor, ab 1962 leitet er ehrenamtlich den Spielausschuss des FC Bayern. Zwei Jahre später wird er Manager des Vereins. Mit eiserner Härte formt "der große weiße Vogel" - Markenzeichen: Schlapphut und Pfeife - die Mannschaft rund um Franz Beckenbauer, dessen Potential er schon früh erkennt. Während seiner Amtszeit gewinnt der Verein bis 1976 vier Mal die Meisterschaft, den DFB-Pokal und den Europapokal.
"Schwan kannte im Geschäft keine Gnade", sagt Paul Breitner einmal. "Seine menschliche, herzliche Seite zeigte er nur ungern." Persönlich verpflichtet fühlt sich der Manager ohnehin nicht dem Verein, sondern ausschließlich Franz Beckenbauer, für den er zahlreiche Werbeverträge aushandelt und den er als Berater zur Fußball-Ikone macht. Das zeigt sich deutlich 1977, als die Bayern schwächeln und Schwan sein größter Coup gelingt: Er vermittelt Beckenbauer an Cosmos New York – für einen Millionenvertrag, ein absolutes Novum in dieser Zeit.
Vom Retter zum Verräter
Für die Bayern-Fans wird Schwan so zum Verräter, Präsident Wilhelm Neudecker entlässt seinen einstmals besten Mann. Schwan ist das egal. Neben Beckenbauer setzt er ohnehin nur auf sich selbst: "Ich kenne nur zwei vernünftige Menschen: Robert Schwan am Vormittag und Robert Schwan am Nachmittag." Mit dieser Einstellung kommt er Ende der 90er Jahre noch einmal in die Bundesliga zurück. Als Aufsichtsratsvorsitzender bei Herta BSC führt er den Club in Gutsherrenart aus der 2. Liga innerhalb von drei Jahren in die Champions League.
Im Jahr 2000 tritt Schwan zurück. Zwei Jahre später stirbt er 80-jährig in Kitzbühel an Herzversagen. Sein Einfluss auf Franz Beckenbauer zeigt sich noch einmal 2015, als sich der Kaiser für die umstrittenen Zahlungen vor der WM 2006 rechtfertigen muss. Er habe erst nach Schwans Tod wieder die Verantwortung für sein Leben übernommen, rechtfertigt sich Beckenbauer. "Robert hat mir ja alles abgenommen – vom Auswechseln der Glühbirne bis hin zu wichtigen Verträgen."
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
Stichtag am 21.11.2016: Vor 100 Jahren: Untergang der "Britannic"