27. Juli 1990 - Die letzte "Ente" rollt vom Band

Stand: 27.07.2020, 00:00 Uhr

Die Ente ist ein einfaches Auto. Spötter behaupten, sie roste schneller, als sie den Berg raufkomme. Im Regen bleibt sie nie ganz dicht und springt oft nur widerwillig an. Doch all das tut dem Erfolg des "Citroën 2CV", so die eigentliche Bezeichnung des Kleinwagens, keinen Abbruch. Im Gegenteil.

Das französische Pendant zum "VW Käfer" ist mit einem Anschaffungspreis von unter 4.000 Mark erschwinglich, robust und ein echter Verkaufsschlager - zeitweise gibt es Lieferfristen von sechs Jahren. Die Sparsamkeit trägt die Ente dabei schon im Namen: "2CV" steht für "Deux Chevaux Vapeur" (wörtlich: "Zwei Dampf-Pferde"), was in Frankreich einer günstigen Steuerklasse entspricht.

Produktionsende für die 2 CV Ente (am 27.07.1990) WDR 2 Stichtag 27.07.2020 04:16 Min. Verfügbar bis 25.07.2030 WDR 2

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Von wegen hässliches Entlein

Am 27. Juli 1990 läuft in Portugal die letzte Ente vom Band. Es ist das 5.144.966. Exemplar. Mit der Zahl hat wohl niemand gerechnet, denn schon bei der Präsentation 1948 in Paris wirkt das Gefährt aus der Zeit gefallen. Es wird als "hässliches Entlein" verspottet, was ihm in Deutschland den Spitznamen "Ente" einbringt.

Den Auftrag für das rustikale Minimalauto gibt der damalige Citroën-Chef Pierre-Jules Boulanger bereits 1934. Es soll Platz für "zwei Bauern in Stiefeln und ein Fässchen Wein" bieten. Das Aussehen interessiere ihn nicht.

42 Jahre ohne technische Revolutionen

Dabei lieben die Fans ihre runden Formen und die großen Kulleraugen, pardon, Scheinwerfer - und sie lieben ihre Beständigkeit. Mit 29 PS hat die allerletzte Ente im Vergleich zur allerersten stolze 20 PS mehr. Ansonsten aber gibt es über vier Jahrzehnte keine technischen Revolutionen.

Der luftgekühlte Boxer-Motor, die Krückstock-Schaltung, die klappbaren Seitenfenster und das aufrollbare Vinyl-Verdeck passen perfekt zum schrägen Gesamtbild. Die Ente ist nicht nur ein Auto, sie ist ein Statement gegen den Konsumwahn.

Von Studenten bis James Bond

Promis fahren den Kult-Wagen ebenso wie Studenten. Hippies erkunden mit dem als politisch korrekt empfundenen Wagen ferne Länder, und sogar Roger Moore als Geheimagent James Bond setzt sich im Film "In Tödlicher Mission" in eine knallgelbe Ente.

Diese Beliebtheit in allen Bevölkerungsgruppen sorgt dafür, dass das Gefährt bis 1990 gebaut werden kann, obwohl es längst nicht mehr den Standard der Zeit erfüllt. Schon vor Produktionsende dürfen einige Modelle in Österreich und der Schweiz wegen verschärfter Abgasnormen nicht mehr verkauft werden.

Heute ist der 2CV ein rarer und entsprechend kostspieliger Oldtimer. 18.000 Euro und mehr kostet eine komplett restaurierte und verkehrstüchtige Ente.

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