Arthur Hale ist ein großer Tüftler. Der Ingenieur aus Maryland meldet bereits 1913 ein Patent auf abwaschbare Pantoffeln und später eines auf spezielle Beilagenteller an. Diese sollen verhindern, dass Chaos auf dem Esstisch entsteht, wenn zu viele runde Teller benutzt werden. Und als ordnungsliebender Mensch macht sich Hale schon Gedanken über verstopfte Straßen, als die meisten amerikanischen Automobile noch über Schotterpisten und Feldwege kriechen.
Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Infrastruktur im Land der Eisenbahnen und Dampfmaschinen für Autofahrer mehr als bescheiden. Zwar baut Henry Ford seit 1908 Autos für die Massen, doch in gescheite Fahrbahnen will niemand investieren. "Das ist eigentlich so ein Phänomen, das man überall trifft. Die Autos sind da, aber die Straßen fehlen", erklärt Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft.
Die Autos sind da, es fehlen die Straßen
Erst 1913 wird in den USA der erste Highway zwischen New York und San Francisco geplant, drei Jahre später forciert Präsident Woodrow Wilson den Autobahnausbau. Doch was, wenn sich die neuen Schnellstraßen kreuzen? Zunächst helfen sich die Straßenbauer mit den in Städten erprobten Kreisverkehren. Bis der Ingenieur Arthur Hale eine geniale Idee hat: Er konzipiert nach dem Vorbild eines Kleeblatts vier Kreisel, die zwei Straßenebenen miteinander verbinden. Keine Ampeln oder Stoppschilder bremsen den Verkehr auf den Schnellstraßen.
"Das Kleeblatt hat viele Vorteile. Es hat nur ein Kreuzungsbauwerk, es gibt nur ein Brückenbauwerk", erklärt Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin des Landesbetriebs Straßen NRW. Am 29. Februar 1916 erhält Hale sein Patent für das erste Autobahnkreuz. Da gibt es in den USA insgesamt gerade einmal 3,5 Millionen Fahrzeuge und kaum Straßen. Hale schafft Lösungen für Probleme, die noch gar nicht da sind.
Gotisches Kreuz, Volleyball, Spaghetti-Knoten
Doch schon in den 1920er Jahren stauen sich die Fahrzeuge in und rund um die Zentren. Die Amerikaner lieben den schnellen, motorisierten Individualverkehr. Immer mehr Straßen entstehen, immer mehr kreuzen sich. 1928 wird in New Jersey das erste Kleeblatt gebaut und ein Jahr später eröffnet. Bald zeigen sich die Schwächen von Hales "planfreiem Knotenpunkt". Das Kleeblatt reicht nicht mehr, wenn sich - statt zwei - drei oder vier Straßen kreuzen.
Neue Konstruktionen werden ersonnen mit Namen wie Turbine, Whirlpool, Windmühle, Gotisches Kreuz, Volleyball, Spaghetti-Knoten und viele mehr. "Es gibt ausgesprochen schöne Gebilde und Bauwerke, die sich in die Örtlichkeit einpassen", schwärmt Sauerwein-Braksiek mit dem Blick einer Bauingenieurin. Den meisten Autofahrern ist die Architektur der Autobahn aber egal. Sie wollen einfach nur schnell von A nach B, ohne Chaos und Verstopfung. So wie Arthur Hale es einst geplant hat.
Stand: 29.02.2016
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