"Apostel der Eskimos" mit fünf Buchstaben? Kreuzworträtselfreunde wissen, da gehört "Egede" hin. Weit schwieriger ist es, den Namen des dänischen Missionars mit Vornamen Hans korrekt auszusprechen. Es würde wie "Häns Ehelthe" klingen, mit einem dem Deutschen fremden Mischlaut aus "l" und englischem "th".
Der 1686 in Norwegen geborene Pastor leitet die protestantische Missionierung und europäische Kolonisierung Grönlands ein. Ein Denkmal, eine Kirche und das Hans-Egede-Haus, das älteste Gebäude in der Hauptstadt Nuuk, erinnern heute an den Nationalheiligen Grönlands. Selbst auf dem Mond ist Egede verewigt worden: Seit 1935 trägt ein Mondkrater nahe dem Mare Frigoris seinen Namen.
Von innerer Stimme zum Missionar berufen
Die erste skandinavische Siedlung in Grönland gründet 985 Erik der Rote. Als Mörder in Island gesucht, flieht der Seefahrer auf die größte Insel der Welt und gibt ihr den Namen "Grünland". Sein Sohn Leif Eriksson bringt von einer Reise nach Norwegen den ersten christlichen Missionar zu den grönländischen Nordmännern. Ende des 14. Jahrhunderts fällt Grönland an das Königreich Dänemark. Kurz darauf reißt der Kontakt zu den Siedlern im unwirtlichen Nordmeer ab, in Europa gelten sie bald als ausgestorben. Erst 300 Jahre später wird der evangelische Pfarrer Hans Egede auf das ungewisse Schicksal der Nachfahren Eriks des Roten aufmerksam.
Bei Egede festigt sich die Überzeugung, zum Missionsdienst in Grönland berufen zu sein. Seine Mutter, seine Frau Gertrud und die Freunde versuchen alles, ihm den gefährlichen Plan auszureden. Jahrelang hin- und hergerissen zwischen seinen Pflichten als Familienvater und dem Missionsbefehl des Evangelisten Matthäus ("Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern") wird Egede schwermütig. Schließlich gibt seine Frau nach. Egede erlernt die Landvermessung, das Schmieden und andere Handwerke und bittet König Friedrich IV. um Erlaubnis für die Reise. Der Regent stimmt zu, unter der Auflage, in Grönland eine Handelskolonie zu gründen.
Der Bekehrung folgt das Verderben
Im Mai 1721 sticht Hans Egede zusammen mit Gertrud und Sohn Paul in See. Zwei Monate später, am 3. Juli 1721, kommen sie an der Westküste Grönlands an. Christliche Siedler findet Egede nirgendwo mehr, nur heidnische Inuit. Um sein Missionswerk beginnen zu können, lässt er Paul Bilder aus der biblischen Geschichte zeichnen und erlernt mühsam die Sprache der Inuit. Schon bei der Übersetzung des Vaterunser stößt Egede auf große Probleme, denn Brot etwa ist in Grönland unbekannt. So übersetzt er das Gebet kurzerhand mit: "Unseren täglichen Seehund gib uns heute." Drei Jahre nach seiner Ankunft kann Egede das erste Inuit-Kind taufen.
Unterstützt von nachfolgenden Siedlern und Geistlichen gründet Egede 1728 die Kolonie Godthåb, Grönlands spätere Hauptstadt Nuuk. Doch mit dem Christentum bringen die Immigranten auch Seuchen ins Land – mit tödlichen Folgen für die Inuit. Als 1734 eine Pockenepidemie ausbricht, fallen ihr fast alle Menschen in Godthåb zum Opfer, darunter auch Egedes Frau. Am Boden zerstört übergibt der Missionar das Bekehrungswerk seinem Sohn Paul und kehrt mit dem zweiten Sohn Nils nach Dänemark zurück, um Gertrud in Kopenhagen zu begraben. In der Heimat bildet Egede als Superintendent des grönländischen Missionswerks weitere Religionslehrer aus. Am 5. November 1758 stirbt der "Apostel der Eskimos" auf der dänischen Insel Falster.
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