Der Klimawandel rückt Ende der 1980er Jahre in den internationalen Fokus. 1992 wird er auf dem Klimagipfel in Rio de Janeiro von fast allen Staaten als drängendes Problem anerkannt.
Fünf Jahre später sollen bei der UN-Klimakonferenz im japanischen Kyoto konkrete Grenzen für den Ausstoß der wichtigsten Treibhausgase Kohlendioxid, Methan und Lachgas beschlossen werden. Im Dezember 1997 verhandeln 2.300 Delegierte aus 158 Staaten während 30 Stunden.
Umweltschutz als Kostenfaktor
Das Ergebnis ist mager: Lediglich 38 Industrieländer verpflichten sich, ihre Treibhausgase um 5,2 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken - aber erst bis 2012. Vereinbart wird dafür ein internationaler Emissionshandel. Klimaschutz soll nach Marktmechanismen funktionieren.
"Das heißt, man braucht als Industrieland gar nicht selber einsparen, sondern kann sich irgendein Entwicklungsland suchen und dort Einsparmaßnahmen realisieren", sagt Klimawissenschaftler Volker Quaschning. "Aber am Ende führt ja gar kein Weg daran vorbei, dass die Industrieländer auch runtermüssen mit ihren Emissionen." Insofern sei das nur ein Aussitzen.
Emissionshandel nur in Europa
Durchgesetzt hat den Emissionshandel bei den Verhandlungen US-Präsident Bill Clinton. Doch 2001 zieht sein Amtsnachfolger George W. Bush die Unterschrift der USA unter das Kyoto-Protokoll zurück. Darum gibt es den Emissionshandel nur in Europa - und dort bleibt er wirkungslos.
"Man muss die Menge an Verschmutzungsrechten schnell nach unten fahren - und genau das hat man versäumt", kritisiert Professor Quaschning. Der Markt sei mit viel zu vielen Zertifikaten überflutet worden.
Ausstieg der USA
Wegen des Ausstiegs der USA kann das Kyoto-Protokoll erst am 16. Februar 2005 in Kraft treten. Erst dann sind - dank der Zustimmung Russlands - genügend Unterzeichner zusammen.
Russland profitiert am meisten vom Emissionshandel, weil viele umweltschädliche Großkombinate nach 1990 zusammengebrochen sind und das Land deshalb Zertifikate im großen Stil verkaufen kann.
Erderwärmung geht weiter
Insgesamt werden 2012 die Kyoto-Vereinbarungen zwar erreicht - das eigentliche Ziel, die Erderwärmung zu stoppen, aber nicht. Die weltweiten Emissionen steigen weiter stark an. Vor allem, weil Schwellenländer wie China und Indien schnell wachsen.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 16. Februar 2020 ebenfalls an das Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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