Im Mittelalter ist Köln als ehemalige Römerkolonie nicht nur eine der traditionsreichsten Städte des Reiches, sie ist auch eine Wirtschaftsmetropole. Mit dem Rhein vor der Tür, findet reger Handel statt, der einigen Kölner Familien zu einem beachtlichen Reichtum verhilft.
Diese reichen Patrizierfamilien drängen auf immer mehr Einfluss in der Stadt, derer geistliches und weltliches Oberhaupt der Erzbischof ist. "Dagegen hat sich der Erzbischof aber gewehrt und hat dann oft genug mit willkürlichen Entscheidungen den Zorn und den Ärger der Bürgerschaft hervorgerufen", erklärt der Kölner Historiker Carl Diemar.
Verlorene Schlacht bei Worringen
Als sich der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg mit dem Herzog von Brabant überwirft, kommt es im heutigen Kölner Norden 1288 zur entscheidenden Schlacht von Worringen. Dort sollten Kölner eigentlich ihrem Herren Siegfried zur Seite stehen.
Aber als es dann brenzlig wird, "hat man im letzten Moment die Seiten gewechselt und hat sich dem Stärkeren, dem Herzog von Brabant, angeschlossen", erklärt Diemar. Damit werden die Bürger zu Siegern der Schlacht.
Mit der Niederlage von Worringen verliert der Erzbischof einen großen Teil seiner weltlichen Macht. Offiziell ist Köln zwar keine Reichsstadt, wird aber schon bald vom Kaiser zu Reichstagen eingeladen, wo die Kölner selbstbewusst auftreten. Sie streiten sich zum Beispiel mit den Aachener darüber, wer den ersten Platz beim Kaiser einnehmen darf.
"Warum sollte Köln den Aachener weichen?"
"Warum sollte Köln den Aachenern weichen, die weder an Alter und Macht noch an Adel in irgendeiner Weise gleichwertig seien?", dokumentiert ein Chronist das selbstbewusste Auftreten der Kölner beim Reichstag 1454, dem sie offiziell gar nicht zugehören. Aber schon damals finden die Kölner: Ihre Stadt ist nun einmal die Schönste, was einen Sonderstatus rechtfertigt.
Das ändert sich wenige Jahre später. In den 1470er Jahren versucht der Kölner Erzbischof Ruprecht von der Pfalz mit Hilfe des burgundischen Herzogs Karl dem Kühnen das ganze Rheinland zu unterwerfen und auch die Stadt Köln. Um wieder für Ruhe zu sorgen, ruft der deutsche Kaiser Friedrich III. einen Reichskrieg aus. Dabei wird er von der Stadt Köln mit Truppen und Geld unterstützt.
Aus Dank erlässt der Kaiser am 19. September 1475 Köln das Reichsstadtprivileg. Damit erhält die Stadt am Rhein fast 200 Jahre nach der Schlacht bei Worringen auch offiziell den Status, den es in der Praxis schon lange hatte.
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