Umgeben von desolaten Bürgerkriegsländern ist Kenia heute der wichtigste Partner des Westens in Ostafrika. Die Wirtschaft boomt und die Weltbank stuft den Staat mit knapp 50 Millionen Einwohnern nicht mehr als Entwicklungs-, sondern als Schwellenland ein. Doch unter den Folgen seiner Kolonialgeschichte leidet Kenia noch immer.
Als am 12. Dezember 1963 die britischen Kolonialherren die Macht übergeben, erfasst euphorischer Jubel das ganze Land. Bei der Unabhängigkeitsfeier in Nairobi verkündet Kenias erster Präsident Jomo Kenyatta: "Ohne Ansehen der Differenzen in Rasse oder Stamm, in Freiheit und Einigkeit, gibt es nichts, was wir nicht erreichen können!"
Zwangsarbeit im Bilderbuch-Afrika
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckt die britische Oberklasse die Vorzüge ihrer neuen Kronkolonie. Vor allem das angenehme Klima im fruchtbaren Hochland zwischen Nairobi und dem Mount Kenya fasziniert die ersten Farmer. Es ist ein Bilderbuch-Afrika mit einem ungeheuren Reichtum an Elefanten, Giraffen, Zebras, Nashörnern und Löwen.
Vor allem Angehörige der Volksgruppe der Kikuyu werden von ihrem Land vertrieben. In enge Reservate gepfercht, verrichten sie nun Zwangsarbeit auf den Farmen der Weißen. Rücksichtslos zerstören die Briten die Dorfgemeinschaften und über Jahrhunderte gewachsene Wirtschafts- und Sozialstrukturen der Kikuyu.
Widerständler wie der in England ausgebildete Jomo Kenyatta fordern politische Teilhabe, werden als Terroristen verfolgt und verschwinden in Gefängnissen. Der Zorn auf die kolonialen Ausbeuter wächst. 1952 kommt es zum sogenannten "Mau-Mau-Aufstand", den die Briten mit brachialer Härte niederschlagen. Mehr als eine Million Afrikaner werden in Lagern interniert.
Soziale Spaltung verschärft sich
Ende der 1950er-Jahre muss Großbritannien erkennen, dass die Freiheitsbewegung nicht mehr zu stoppen ist. Die unabhängige Zukunft Kenias aber plant die Regierung in London, um die eigenen Interessen zu wahren. Dazu wird Jomo Kenyatta aus der Verbannung zurückgeholt und nach der Entlassung in die Unabhängigkeit zum neuen starken Mann aufgebaut.
Staatspräsident Kenyatta erweist sich als gewiefter Stratege: Seinem eigenen Clan verschafft er mit riesigen Ländereien eine Machtbasis, den Führern anderer Volksgruppen gewährt er Privilegien. Bis heute profitiert nur die schwarze Oberschicht von den hohen Wachstumsraten; fast 40 Prozent der Kenianer leben unter der Armutsgrenze. Für ihre reichen Landsleute haben sie einen treffenden Spottnamen: Wabenzis - die einen Mercedes-Benz fahren.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. Dezember 2018 ebenfalls an Kenias Unabhängigkeit. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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