Auf etwas Weichem kauen Menschen schon seit Jahrtausenden in vielen Kulturen herum – des Genusses wegen oder um einen Werkstoff flexibel zu machen. Als ältester Vorläufer des Kaugummis gilt heute ein in Südschweden gefundener Klumpen Birkenpech. Er weist deutliche Zahnabdrücke auf und ist rund 9.000 Jahre alt.
Auch die alten Ägypter und Griechen fertigen aus verschiedenen Zutaten aromatische Kaukügelchen. Die Geschichte der modernen Kaumasse aber beginnt in präkolumbischer Zeit mit den Mayas. Sie gewinnen aus dem milchigen Saft des Breiapfelbaums eine gummiartige Substanz namens Chicle.
Zahnarzt erhält erstes Patent
Mitte des 19. Jahrhunderts bringt der mexikanische Ex-General Antonio de Santa Anna Chicle mit ins Exil nach New York. Der Erfinder Thomas Adams versucht zunächst vergeblich, daraus einen Ersatz für Kautschuk zu gewinnen.
Dann kommt Adams die Idee, das bislang für die beliebten "Chewing Gums" verwendete Paraffinwachs durch Chicle zu ersetzen – und hat auf Anhieb großen Erfolg. Das erste Patent auf die Herstellung von Kaugummi sichert sich aber am 28. Dezember 1869 ein Dentist in Ohio. William Finley Semple preist sein Produkt als ideales Mittel zur Zahnpflege.
"Juicy Fruit" und "Bubble Gum" erobern die Welt
Thomas Adams und etliche andere Hersteller mischen der Kaugummimasse bald Zucker und immer neue Aromastoffe wie Lakritz oder Pfefferminz bei. Der große Siegeszug des Kaugummis als Markenprodukt beginnt um 1890 mit William Wrigley Jr. Binnen kurzer Zeit wird der ehemalige Seifenproduzent zum größten Kaugummihersteller der Welt.
Wrigley's erste Sorten "Juicy Fruit" und "Spearmint" beherrschen heute noch den Weltmarkt. 1928 entwickelt ein Chemiker der Fleer Chewing Gum Company in Philadelphia beim Hantieren mit Kaugummirezepturen eine besonders elastische Kaumasse: Das "Bubble Gum", mit dem sich große Blasen bilden lassen, ist geboren.
Keine Gefahr durch Verschlucken
Seit US-Soldaten im Zweiten Weltkrieg mit Kaugummi im Gepäck nach Europa kamen, ist es auch hierzulande in aller Munde. Jeder fünfte Deutsche kauft mindestens einmal in der Woche Kaugummi – als Genussmittel, gegen Stress oder Mundgeruch, zur Nikotinentwöhnung oder als Medizinprodukt.
Widerlegt ist inzwischen die Annahme, Kaugummi könne bei Verschlucken Magen und Darm verkleben. Dagegen, so behaupten zumindest einige Wissenschaftler, fördere Kaugummikauen Intelligenz und Konzentrationsfähigkeit. Beides aber konnte bei einer Studie der Universität Marburg mit 500 Schülern nicht belegt werden.
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