13. Oktober 1916 – In Dresden wird eine Katzensteuer beschlossen

Stand: 13.10.2016, 00:00 Uhr

Im World Wide Web hat die Katze längst die Weltherrschaft übernommen. Nichts verbreitet sich viraler, nichts erhält mehr Likes und Shares als "Cat Content". Angeblich haben sich drei Viertel des Speicherplatzes für Bilder und Videos im Internet die Katzen gekrallt. Dort bleiben sie in Gardinen hängen, fliegen mit Ventilatoren mit, fallen in Kloschüsseln, gähnen herzerweichend – oder sind einfach nur sehr süß.

Unter den Katzenstars des Internets sind wahre Schwergewichte wie "Grumpy Cat", die aufgrund ihres mürrischen Gesichtsausdrucks weltberühmt geworden ist. Reicher als Cristiano Ronaldo soll sie mit ihren Auftritten geworden sein. Anders als der Fußballstar muss sie aber keine Steuern zahlen. Weder Einkommenssteuer noch Steuern wegen ihrer Existenz.

So teuer wie zehn Brote

Anders als für Hunde gibt es für Katzen bis heute keine Steuern. Dabei werden Stimmen von Befürwortern immer wieder laut – vor allem dann, wenn das Geld im Stadt- oder Gemeindesäckeln wieder knapp ist. Aber nicht nur Politiker, auch Tierschützer stellen derartige Forderungen, vor allem Vogelfreunde. Laut dem Max-Planck-Institut für Ornithologie bringen Katzen allein in Deutschland jedes Jahr 50 Millionen Vögel zur Strecke. Unter den über zwölf Millionen deutschen Katzen sollen zwei Millionen freilaufende Jäger sein. Einer US-Studie zufolge sind Katzen für das Aussterben von 33 Vogelarten verantwortlich. Eine Katzensteuer könnte die Population der Räuber senken und die des Federviehs wieder verstärken – von Eidechsen, Schlangen, Amphibien und Insekten ganz zu schweigen.

Für den Beschluss einer Katzensteuer durch den Bezirksausschuss Dresden-Neustadt, den die "Dresdener Volkszeitung" am 13. Oktober 1916 für den Stadtteil Blasewitz verkündet, gibt es andere Gründe. Er versteht sich als Maßnahme im Kampf gegen unerwünschte Mitesser in den Notzeiten des Krieges. Fünf Mark für die erste sowie zehn und fünfzehn Mark für die zweite und dritte Katze werden demnach im Jahr für den Besitzer fällig. In Zeiten, in denen die Menschen 50 Pfennig für ein Brot zahlen müssen, ist das ein ganzer Batzen.

Vergnügungssteuerpflicht?

Besonders effektiv scheint die Katzensteuer in Dresden nicht gewesen zu sein, denn sie wird schnell wieder abgeschafft – vielleicht auch deshalb, weil der Rat die Nützlichkeit der Tiere im Kampf gegen Ratten und Mäuse doch noch erkennt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Verwaltungskosten und die Schwierigkeiten bei der Halterermittlung die Einnahmen bei Weitem übersteigen.

Trotzdem gibt es bis heute auch Katzenfreunde, die eine Besteuerung, wenn auch nur zwinkernd, ins Auge fassen. "Wenn Katzen etwas von steuerlichen Fragen verstünden", sagt einmal Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), "wären sie darüber befremdet, dass die Katzenhaltung nicht vergnügungssteuerpflichtig ist."

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Stichtag am 14.10.2016: Vor 210 Jahren: Schlacht bei Jena und Auerstedt