Er ist einer der besten Gitarristen unserer Zeit und der erste Latino, der mit seiner Musik über Südamerika hinaus bekannt wird: José Feliciano. Er wird am 10. September 1945 auf Puerto Rico geboren. Der zweite von elf Söhnen eines Bauern kommt blind zur Welt.
"Viele Leute fragen mich: Bist du Musiker, weil du blind bist?", erzählt Feliciano. "Dann sage ich: Nein, ich wäre Musiker, auch wenn ich sehen könnte. Es ist meine Bestimmung."
Langes Üben
Mit drei Jahren begleitet er seinen Gitarre spielenden Onkel auf einem Kochtopf und trommelt im perfekten Rhythmus. Als er fünf ist, zieht seine Familie nach New York, wo sie in Spanish Harlem, dem Viertel der Puerto-Ricaner, wohnt.
"Ich lebte damals in sehr einfachen Verhältnissen", sagt Feliciano. "Dafür liebten meine Eltern mich umso mehr. Und die Musik ersetzte mir alles." Der kleine José übt stundenlang, spielt Ukulele, Konzertina, Akkordeon, hat erste Auftritte, verlässt die Schule, um in Clubs und Cafés zu spielen.
Eigene Version
Ein Musikkritiker der "New York Times" schreibt: "Wenn Sie die Geburt eines Stars miterleben wollen, schauen Sie sich Mr. Felicianos Konzert an, bevor er morgen wieder abreist."
Feliciano veröffentlicht Platten auf Spanisch und wird in Lateinamerika zum Star. Bei Auftritten spielt er einen Song der Doors. Der Hintergrund: 1968 fehlen bei einer Plattenaufnahme noch einige Minuten. Sein Produzent empfiehlt ihm, "Light my fire" einzufügen.
Der Gitarrist hat Bedenken: "Weshalb sollte ich einen Song veröffentlichen, der bereits ein Hit war?" Die Antwort des Produzenten: "Deine Version ist aber doch ganz anders."
Unpatriotisch?
Erfolg hat Feliciano auch mit "California dreamin'" und "Che serà". Sein bekanntester Hit ist der Song "Feliz Navidad", den er in nur fünf Minuten komponiert. Der Mann aus Puerto Rico schafft den Crossover, erobert mit seinen Rhythmen auch den US-amerikanischen Markt.
Als er 1968, mitten im Vietnamkrieg, vor einem Baseball-Finale die Nationalhymne singt, sind einige Zuhörer entsetzt: seine soulige Version sei unpatriotisch. "Andere sagen, ich solle deportiert werden", erzählt Feliciano. "Wie kann man jemanden deportieren, der aus den USA kommt?" Immerhin gilt Puerto Rico als sogenanntes Außengebiet der USA.
Feliciano bleibt seinen Wurzeln treu und bringt immer wieder Alben auf Spanisch heraus. Er lebt mit seiner Familie abwechselnd in Connecticut und in Österreich. In Wien hat er sogar ein Kaffeehaus. Anfang 2020 erscheint sein jüngstes Album "Behind this guitar".
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